Landgemeinde Farienen   [Faryny]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Farienen ist eine Gründung des Großen Kurfürsten. Das Gründungsprivileg ist am 30. Januar 1662 für die Dorfschulzen Woitek Marczinzeck und Paul Lasers aus Kelbonken ausgestellt. Das Areal des Schatulldorfes umfaßte 60 H Wald, von denen sechs H den beiden Schulzen als zinsfreies Land zugesprochen wurden. Die Gründungsurkunde enthält keine Angaben über die Zahl der Bauern. Es wird nur erwähnt, "daß die Siedler sich des Schießens von Wildbret und Schlingenstellens gänzlich enthalten sollen; so sie sich der Wilddieberei schuldig machen, sollen sie ihrer Hufen verlustig gehen". Genauere Angaben über die Zahl der Siedler und die wirtschaftliche Nutzung des Landes entnehmen wir einer von Kondukteur von Schlichting gezeichneten Karte aus dem Jahre 1767 (Göttinger Archivlager). Nach diesem Plan setzte sich die 52 H 16 M 118 R große Dorfgemarkung aus "34 H 10 M 146 R Scheffelplätzen, Pusch und Gesträuch, 10 H 14 M 144 R an schlechten Wiesen und Weideland und 7 H 21 M 128 R an Gebrüch am Triebefluß" zusammen. Das Dorfareal war in 12 Stücke aufgeteilt, in denen jeder der 27 Wirte einen Anteil besaß. Die wirtschaftliche Nutzung war natürlich durch diese Aufteilung sehr erschwert. Bei einer neuen Vermessung 1784 wurde festgestellt, daß von der 53 H 10 M 150 R großen Dorfgemarkung nur 22 H 10 M 247 R in Form der Dreifelderwirtschaft, und zwar 11 H 8 M 20 R als Winterfeld, 6 H 2 M 47 R als Sommerfeld und 5 H 180 R als Brache genutzt wurden. Der Ertrag war nach dem Bereisungsprotokoll der Friedrichsfelder Prästationstabelle 1784 "gering" (das zweieinhalbte Korn). Die Vermögensverhältnisse der Bauern, "die z. T. Waldbeuten besaßen", werden als "dürftig" geschildert. Eine gewisse Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse ist nach der Puppener Forstseparation (1787), bei der die Dorfgemarkung um 19 H 12 M 53 R magdeb. vergrößert wurde, an der Erhöhung des Viehbestandes festzustellen. Am Ende des 18. Jahrhunderts war die Zahl der Eigentümer auf 41 gestiegen. Die Reformgesetze zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachten zunächst keine entscheidende Besserung. Noch 1835 werden die wirtschaftlichen Verhältnisse der Dorfeinwohner als traurig bezeichnet. Es heißt in der Friedrichsfelder Prästationstabelle 1835: "Die Nahrungs- und wirtschaftlichen Zustände der Einsassen sind schlecht. Der größte Teil ist arm. Der Haupterwerb liegt in der Viehzucht. Die Abgaben werden aus dem Jungvieh- und Leinenverkauf auf den Märkten zu Friedrichshof und Ortelsburg aufgebracht." Bemerkenswerte Nachteile für die Bauern des Dorfes brachte die Aufheburg der Weideberechtigung in der Puppener Forst am 30. April 1821. Die kleinsten Besitzer in der Gemeinde, die Eigenkätner, hatten bisher gegen ein geringes Weidegeld zwei oder mehrere Kühe in die Forst getrieben. Sie sahen sich jetzt gezwungen, ihr Vieh abzuschaffen. Ende der Achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts mehrten sich auch in Farienen die Anzeichen für das Anlaufen einer neuen Entwicklungsperiode. Hervorragenden Anteil an dem Aufschwung hatte die stetig ansteigende Anwendung künstlicher Düngemittel und die Einführung der Dränierung. Auch die Verkehrserschließung trug zu dieser günstigen Entwicklung mit dem Ausbau der Straßen Farienen-Friedrichshof bei. 1939 gab es in Farienen 113 landwirtschaftliche Betriebe: 38: 0,5 bis 5 ha, 34: 5-10 ha, 33: 10-20 ha, 8: 20-100 ha. Unter ihnen gab es 17 Ausbauhöfe.

Die vierklassige Dorfschule erhielt 1925 einen modernen Neubau. Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Gustav Kurtz folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden erschossen: Frau Minna Maschlanka, Wilhelm Rudnik und Gustav Rudnik. 13 Personen wurden verschleppt, acht Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen, elf Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg


Berichtigungen und Ergänzungen zu meiner 1967 erschienenen Arbeit über "Die Landgemenden des Kreises Ortelsburg"

Farienen: 30 Wehrmachtsangehörige gefallen. Von Russen ermordete Zivilpersonen, die im Buch nicht erwähnt sind: Fischhändler Gerwatowski, Schmiedemeister Wilhelm Bojahr. Drei Einwohner wurden verschleppt. Sie sind nicht zurückgekehrt.

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Johann Matzek (Sägewerk Farienen)   2. Wilhelmine Bochenski (Sägewerk Farienen)   3. Gustav Joswig (Sägewerk Farienen)   4. Albert Luckas   5. Revierförsterei Farienen   6. Richard Sadowski   7. Gustav Osigus   7a. August Korsch   8. August Schlomski   9. Friedrich Rohmann   9a. Insthaus Friedrich Rohmann   10. Friedrich Pomorin   11. Michael Marchewitz   12. Wiihelm Ladda   13. Fritz Symanneck   14. Gustav Patz   15. Wilhelm Dopattka   16. Karl Sewz   17. Luise Dorka   18. Johann Butscheck   19. Ludwig Jakubzik   20. Berta Pruß   21. Michael Rudnik   22. August Rudnik   23. Gustav Rudnik

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg