Das Gründungsdatum des Dorfes ist nicht bekannt. Im Ostpr. Fol. 15 613 findet sich unter Baranowen folgende Notiz: "Dieses Dorf hat weder ein Privileg noch eine Erbverschreibung, dessen Qualität constieret aber unter 1719/20 der Chatullrechnung des Amtes Neidenburg, S. 14. Schulz: Johann Wischk, 22 Chatullbauern, 30 Hufen." Nach Riekenberg a. a. O., S. 124 ist der Ort vor 1699 gegründet. Über die wirtschaftliche Eitwicklung des Dorfes in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts schweigen die Quellen. In der Prästationstabelle Willenberg 1767 findet sich foigende Notiz: "Dorfschulze Christoph Weldt, 24 freie Köllmer. Wirtschaft ist noch gut, und suchen selbige vorwärts zu kommen." Die Willenberger Prästationstabelle 1774 verzeichnet die gleiche Größe und Zahl der Wirte. Nähere Angaben über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Schatullkölmer finden sich in den Ämter- und Domänensachen Repos. 3, Tit. 2. Aus ihnen ist zu ersehen, daß das im Bereich des Wiseggobruches gelegene Dorf unter häufigen Überschwemmungen zu leiden hatte. In den Jahren 1775-1782 versuchte Kriegsrat von Roebel unter Assistenz von Kondukteur Stannius durch eine umfangreiche Meliorationsaktion dem Dorfe zu helfen. Seine Maßnahmen hatten aber nur einen vorübergehenden Erfolg. Es fehlte die Vorflut nach Polen. Gelegentlich der Separation der Napiwoddaer Forst wurde die Dorfgemarkung um sechs H vier M sieben R magdeb. vergrößert (Königliches Reskript vom 26. April 1785). 1787 gehörten zum Dorf 31 H 6 M 105 R. Die Vermögensverhältnisse der 25 Wirte werden in den Bereisungsprotokollen der Willenberger Prästationstabelle dieses Jahres als "nur mittelmäßig" bezeichnet. Getreideertrag: 2½ Korn. Heuernte pro Wirt: drei zweispännige Fuder."
Die Separation zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte in Neufließ (Baranowen) wie in anderen Dörfern zu einer Erhöhung der Zahl der Besitzer. 1841 werden in der Willenberger Prästationstabelle 52 Wirte verzeichnet. 1869 war die Gemeindeauseinandersetzung im Dorf auf einer Gesamtfläche von 2973 M 154 R preuß. abgeschlossen.
Eine bemerkenswerte wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung setzte erst nach dem Ersten Weltkriege ein. Die entscheidende Voraussetzung hierfür bot die durch Landrat von Poser durchgeführte Meliorationsaktion. Während des Ersten Weltkrieges, als Polen von deutschen Truppen besetzt war, wurde mit Genehmigung des Generalgouvernements in Warschau mit Hilfe des Posener Patenfonds mit der Regulierung des Orschützflusses begonnen. Bis 1918 wurde der Fluß vom Städtchen Chorzele an aufwärts bis zur Grenze ausgebaggert und damit die Vorflut nach Polen hin erreicht. Von besonderer Bedeutung für den Fortgang der Melioration wurde 1928 die Gründung der "Entwässerungsgenossenschaft zu Regulierung der Grenzstrecke des Orschützflusses in den Kreisen Ortelsburg und Neidenburg". Die Maßnahmen dieser Genossenschaft, die auch den Ausbau des Neuen Fließes und zahlreicher Nebengräben umfaßte, führte bis 1934 zur Lösung des Meliorationsproblems in diesem Raum. Der Ort Neufließ (Baranowen) erhielt durch diese Aktion einen Zuwachs an Acker- und Wiesenflächen um fast 100%. 1939 gab es in Neufließ (Baranowen) 53 landwirtschaftliche Betriebe (15: 0,5-5 ha, 6: 5-10 ha, 10: 10-20 ha, 22: 20-100 ha). 16 Bauern hatten sich ausgebaut. Einen bemerkenswerten Aufstieg erlebte die Pferdezucht. Auf dem Hofe von Oltersdorf, der einem von Winterschuldirektor Kessel mit Staatsbeihilfe gegründeten Pferdezuchtverein angehörte, stand ein Warmbluthengst. Ein modern bewirtschafteter Betrieb war der von Martin Wysk (212 M). Die Aufwärtsentwicklung im Dorf war durch eine lebhafte Bautätigkeit gekennzeichnet. In den 30er Jahren wurden 38 Wohnhäuser neu gebaut. Die Verkehrsverhältnisse wurden um 1925 durch Ausbau der Straßen Neufließ (Baranowen)-Flammberg (Opalenietz) und Neufließ (Baranowen)-Groß Dankheim (Groß Przesdzienk) wesentlich verbessert.
Die im Zeitalter Friedrich Wilhelms I. gegründete Dorfschule erhielt um 1930 einen modernen Neubau.
Über das Schicksal der Landgemeinde entnehmen wir Berichten von Gustav Eichel, Gustav Kolettka und Gottlieb Wysk folgende Angaben: Von Russen ermordet: Emma Krischik, Martin Mellech, Frau Karoline Mellech, Wilhelm Loch, Anna Loch, Friedrich Wysk. Helmut Kutrieb wurde von Polen erschlagen. Verschleppt wurden sieben Personen, auf der Flucht starben sieben. 29 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen, sechs Soldaten werden vermißt.
Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Neufließ: Als fortschrittlichster Betrieb der Gemeinde wurde der des Wilhelm Bürkner angesehen.
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Ausbauhöfe:
1. Wilhelm Bürkner
2. Johann Bartkowski
3. Martin Wysk
4. Johann Schenda
5. Michael Wiersbitzki
6. Gottlieb Kalettka
7. Paul Kalettka
8. Käthe Surey
9. Friedrich Wilkop I
10. Karl Jaschinski
11. Gustav Loch
12. Wilhelm Kiparski
13. Gottlieb Kutrieb
14. Johann Klask
15. Erich Derdak
16. Marie Badeda (Witwe)
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg