Klein Jerutten ist um 1687 von dem Großen Kurfürsten als Schatulldorf gegründet. Vorher bestand hier schon ein Teerofen, "Jeruttki" genannt. Die Gründungsurkunde ist verloren gegangen. In einer am 24. Mai 1701 neu ausgestellten Handfeste wird Ferrarius als Dorfschulze genannt (Grundbuch Friedrichsfelde 15533). Die 31 Schatullbauern hatten vier Freijahren von jeder Hufe außer einer Geldleistung einen Scheffel Roggen, einen Scheffel Gerste und einen Scheffel Hafer an die Schatullkasse des Landesherrn abzuführen. Unter den Siedlern werden Christoph Willam (3 H), Joachim Ferrarius (2½ H), Martin Samsel und Jan Tuttas (je j 2 H) erwähnt. Außer diesen Siedlern gab es im Dorf sieben Handwerker und 15 Losgänger. Seit 1709 war Klein Jerutten ein selbständiges Kirchspiel. Zu ihm gehörten die Dörfer Plohsen, Piasutten, Olschienen, Wawrochen, Lipowitz und Schwentainen. Der erste Pfarrer war Johann Biegun. 1734 ließ Pfarrer Michael Sinagowitz die Fachwerkkirche erbauen, deren 200jähriges Bestehen am 16. September 1934 gefeiert wurde. Der wirtschaftliche Aufstieg des Ortes litt unter häufigen Überschwemmungen, die der aus dem Marxöwer See nach der Rosogga fließende Bach verursachte. In dem Bereisungsprotokoll der Friedrichsfelder Prästationstabelle 1781 werden die Vermögensverhältnisse der 38 Schatullbauern als "schlecht" bezeichnet. "Das Dorf hat", so heißt es in diesem Bericht, "Mangel an Weiden, daher kein großer Viehbestand. Das Dorf bittet um Scheffelplätze". Dem Wunsche wurde 1786 (3. Mai) bei der Separation der Korpeller Forst Rechnung getragen. Klein Jerutten erhielt 45 H 21 M Oletzk. "Scheffelplätze und Weideland". Nach einer im Göttinger Archivlager befindlichen Karte setzte sich die Dorfgemarkung 1835 aus 3768 M "altem Land" und 2800 M "neuem Land" (Korpeller Forst) zusammen. Eine Einwohnerliste dieses Jahres verzeichnet 44 Schatullkölmer, einen Krüger, zehn Eigenkätner auf Schatulland, einen Pfarrer (Czygan). Die Gemeindeauseinandersetzung war 1861 abgeschlossen. Die wirtschaftliche Entwicklung litt auch in den 80er Jahren unter zahlreichen Überschwemmungen. Der 1869 durchgeführte Bau des Ostkanals brachte nur vorübergehend eine Besserung. Erst die von Landrat von Poser durchgeführten Meliorationsmaßnahmen (1938) brachten eine entscheidende Besserung. Unter den 115 landwirtschaftlichen Betrieben (27: 0,5 bis 5 ha, 29: 5-10 ha, 37: 10-20 ha, 22: 20-100 ha) gab es eine große Anzahl modern bewirtschafteter Bauernhöfe, so die Höfe von Friedrich Kasperowski (400 M), Odlozinski, Rimsa, Grzella, Schakowski, Samorski, Baumgart, Gloddeck, Ciesla, Pannek. Die kleinen Bauern waren auf einen Nebenverdienst angewiesen, der ihnen in den umliegenden Forsten beim Holzeinschlag und im Waldwegebau geboten wurde. Weibliche Arbeitskräfte fanden in den Pflanzungen einen Nebenerwerb. Nach einem Bericht von Lehrer Boy gab es im Dorf folgende Handwerksbetriebe: die Schmiedemeister Zentarra und Pawelzik, die Stellmacherei Rasch, die Molkerei Goede, die Schuhmacher Karrasch und Saloga, die Tischlereibetriebe Fortak, Olk und Ciesla, die Schneider Tuttas, Pillath und Glinka, die Bäckerei Moselewski, die Fleischerei Heydasch und den Friseur Patz. Auch die Gastwirte Fortak und Baumann hatten ihren Kundenstamm. Das Vereinsleben des Dorfes hat sich verhältnismäßig spät entwickelt. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand die Freiwillige Feuerwehr. 1928 wurde der Kriegerverein gegründet. Im gleichen Jahre entstand der Klein-Kaliber-Schießverein. Der Sport- und Fußballverein wurde von den Lehrern Heise und Nippa geleitet. - Zum Kirchspiel Klein Jerutten gehörten seit 1927 die Ortschaften Seenwalde (Piasutten), Ebendorf (Olschienen), Schönhöhe (Powalczin), Strusken, Wickno, Opukelmühlen und Markshöfen (Marxöwen). Der letzte Geistliche von Klein Jerutten vor der Vertreibung war Pfarrer Kurt Ehmer.
Die Schule stand an der Südseite des Pfarrhauses auf kirchlichem Grund. Sie war 1846 erbaut. 1906 wurde ein neues Schulhaus mit drei Klassenräumen südlich des Friedhofs erbaut. Letzter Hauptlehrer vor der Vertreibung war Hans Boy.
Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Berichte von Johann Sakowski folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden erschossen: Irene Janowitz, Ida Kizinna, Ehefrau Lohrenz, Johann Naroska, Ehefrau Naß, Siegfried Naß, Irmgard Pillath, Wilhelm Syska, Kruppa, Makowska und Ehefrau Minna, Gustav Rimsa. Verschleppt wurden 12 Personen. Auf der Flucht starben vier. 34 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Zwei Soldaten werden vermißt.
Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Klein Jerrutten: Es muß heißen: Johann Sakowski (statt Schakowski).
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Ausbauhöfe:
1. Friedrich Raabe
2. Försterei Wikno, König II
3. PauI Krzykowski
4, Johann Symannek
5. August Glaubitz
6. Otto Stefan
7. Emil Spriewald
8. Gustav Gleba
9. Samuel Serowy
10. Johann Kizina
11. Wilhelm Wessolek
12. Karl Patz
13. Otto Kurz
14. Michael Moselewski
15. Försterei Strusken, König I
16. Johann Grzanna
17. Gustav Chudaska
18. Pawellek, Adolf
19. Moistrowitz, Otto
20. Rorbert Nass
21. Karl Dzudzek
22. Gustav Eggert
23. Wilhelm Rimsa
24. Klaus (Jahnke), Adolf
25. Adolf Pannek
26. Gustav Alexander
27. Gustav Rimsa
28. Albert Schumann
29. Georg Goede
30. Gottlieb Ciesla
31. Wilhelm Powierski
32. Johann Kilimann
33. Gustav Kilimann
34. Gustav Samorski
35. Auguste Samorski
36. Wilhelm Baumgart
37. Johann Krupka
38, Wilhelm Borowski
39. Johann Sakowski
40. Auguste Sontowski
41. Johann Kraska
42. Friedrich Kasperowski
43. Richard Gloddek
44. Alfrid Krzykowski
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg