Landgemeinde Rauschken   [Rusek Wielki / Rusek Mały]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Durch die Landgemeindeordnung vom 1. März 1927 wurde Groß Rauschken mit Klein Rauschken und den Gütern Hanau und Tannenhof zu einer Landgemeinde zusammengefaßt.

Groß Rauschken: Am Südwestufer des Rauschker Sees, an der Straße Kukukswalde-Gillau gelegen. Das Zinsdorf Groß Rauschken ist eine Gründung des Hochmeisters Konrad von Rotenstein. Die Handfeste (Ordens-Fol. 91 b, S. 209) ist am 26. Juli 1389 für die Schulzen Hancken, Sapon und Martin von der Lyse ausgestellt. In der 60 H großen Dorfgemarkung "am See Gelauwen" – dem später trocken gelegten Gillausee – gelegen, wurde ihnen die große und kleine Gerichtsbarkeit über 21 Wirte zuerkannt. Sie erhielten das Fischereiprivileg zu Tisches Notdurft im Großen Rauschker See und waren zur Stellung von zwei Plattendiensten mit Hengst und Harnisch, zur Zahlung des Pflugkorns und zur Abführung eines Krampfunds Wachs an das Amt verpflichtet. Diese Handfeste wurde auf Bitten der getreuen Brosien aus Gilgenau, "weil ihm die Handfeste über sein Dorf von Händen gekommen", von Hochmeister Heinrich von Richtenberg 1472 erneuert. Die Zahl der Wirte betrug zu diesem Zeitpunkt 25. Sie hat sich in den folgenden drei Jahrhunderten nicht geändert. Auch die Größe der Dorfgemarkung ist konstant geblieben. Über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Dorfbewohner entnehmen wir dem Bereisungsprotokoll der Ortelsburger Prästationstabelle 1781 folgende Angaben: "Die 25 Köllmer leben von Ackerbau, Viehzucht und Leinweberei. Auf jeder Hufe werden gehalten: Ein Pferd, ein Ochse, eine Kuh, ein Stück Jungvieh, zwei Schafe. Die Vermögensumstände sind von jeher schlecht. Im Dorf ist ein fünf Hufen großer Dorfwald vorhanden, der nicht genug Brennholz liefert. Holz muß aus der Bischöflichen Heide gekauft werden." Die mit der Separation verbundenen Maßnahmen führten wie in anderen Dörfern des Ortelsburger Kreises zu einer Vermehrung der Bauernhöfe und zu zahlreichen Besitzveränderungen. In der Ortelsburger Prästationstabelle 1840 werden auf der 4174 M 52 R großen Dorfgemarkung viele "Abzweigungen" erwähnt. So wurde ein 1543 M 139 R großes Gut unter 13 Besitzer, unter ihnen Lys, Hensel, Denda, aufgeteilt. Es werden in der Tabelle 61 Kölmer und acht Eigenkätner erwähnt. Am 22. November 1844 erfolgte "der Abbau" von Gutsbesitzer Hermann Hahn – es handelt sich um den nach ihm benannten Gutshof Hanau. Eine wesentliche Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse ist seit der Gründung einer Entwässerungsgenossenschaft 1869 festzustellen. Durch sie wurden die bisherigen fiskalischen Seen Gillau und Krzywek entwässert und in fruchtbares Acker- und Wiesenland umgewandelt. Durch planmäßige Dränung, gesteigerte Anwendung von Kunstdünger und Verwendung neuzeitlicher Maschinen war auf den Höfen eine bemerkenswerte Steigerung der Erträge festzustellen.

Klein Rauschken: am Ostufer des Großen Rauschker Sees, an der Straße Kukukswalde-Samplatten-Rummau (Rummy) gelegen. Die Gründungsurkunde von Klein Rauschken ist nicht mehr vorhanden. Nach dem Schadenbuch Ordens-Fol. 5 b, S. 374-377 muß der Ort schon 1414 bestanden haben. Ein Privileg ist aus dem Jahre 1435 im Ordens-Fol. 262, .80 überliefert: Drei Wirte, Albrecht, Kristam und Burchard, erhielten von Konrad von Rotenstein "30 Huben im Walde Neida" zu kulmischem Recht. Sie hatten einen Plattendienst zu stellen und von jedem Pflug einen Scheffel Weizen, einen Scheffel Korn und von jedem Haken ein Krampfund Wachs und einen köllmischen Pfennig zu zinsen. Die Zahl der Wirte auf der 30 H großen Gemarkung schwankte in den folgenden Jahrhunderten zwischen zwei und neun. Vorübergehend waren unter den Besitzern Mitglieder adliger Familien vertreten, so 1625 Andreas von Ruttkowski, 1647 Hans von Ploschwitz, 1661 Thomas von Romahn, 1713 von Lubitz, 1762 von Rölke. Über die wirtschaltliche Entwicklung schweigen die Quellen. Am 11. März 1899 wurde der Rauschker See von der Gemeinde Groß Rauschken abgezweigt und mit dem Gutsbezirk Klein Rauschken vereinigt.

Nach dem Zusammenschluß von Groß und Klein Rauschken im Jahre 1927 gab es in der Landgemeinde Rauschken 85 landwirtschaftliche Betriebe: 19: 0,5-5 ha, 22: 5-10 ha, 26: 10-20 ha, 18: 20-100 ha. Seitens der Kreisverwaltung wurde der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse große Aufmerksamkeit geschenkt. 1920 wurde die Straße Groß Rauschken-Gillau ausgebaut. Auch der Bau der Wohn- und Wirtschaftsgebäude war sehr rege. 1927 bis 1934 wurden 50 Prozent der vorhandenen Häuser neu gebaut.

Die Dorfschule, eine Gründung Friedrich Wilhelms I., besaß 1939 drei Klassen, in der etwa 150 Kinder unterrichtet wunden.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Berichte von Gustav Gollan folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Paul Konopatzki, Robert Konopatzki, Johann Thiel, Schulz junior. Verschleppt wurden: Ernst Schlack, Willy Leppert, Kurt Bartel und Friedrich Romotzki. 26 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. 15 Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Viktor Krause   2. Paul Tiszak   3. Alex Kersta   4. Johann Hosenberg   5. Paul Konopatzki   6. Ernst Schlak   7. Gustav Posdzech   8. Willi Lepert   9. Wilhelm Erdmann   10. Gustav Gollan   11. Paul Luka   12. Walter Wessler   13. Hedwig Bartel   14. Walter Dobriniski   15. Altersheim   16. Johann Ziermann   17. Emma Malessa   18. Paul Lumma   19. Max Goronzy   20. Emil Somplatzki   21. Gottlieb Somplatzki   22. Aloys Armborst mit Insthaus Hanau   23. Julius Sagromski   24. August Polloschek   25. August Schumacher   26. Franz Elvert   27. Karl Wiezorek   28. Gustav Olk   29. Hermann Kannenberg   30. Gustav Lenski   31. Kojtka, früher Josef Cerlitzka   32. Thiel, Gut Tannenhof   33. Michael Witt   34. Michael Linka   35. August Lindenblatt   36. Gustav Lenski   37. Gustav Gosdzinski   38. Gustav Kyj, früher Emil Kattanek   39. Michael Nigbur   40. Gustav Kruska   41. Emil Weiß   42. Joachim Zink   43. Julius Sgaga   44. Karl Schäfer   45. Ernst Zyganowski   46. Johann Krajewski   47. Franz Weiß   48. Michael Nowak   49. Aloys Biermann   50. Paul Hinzmann   51. Paul Gosdzinski   52. Bogdanski   53. Johanna Flakowski   54. Gustav Galla   55. Johann von Nieswand   56. Otto Cajka   57. Friedrich Koppel (Gehöft ist vor 1937 abgebrochen)   58. Reinhold Milbrat   59. Max Plewa
Abbauhöfe von Lichtenstein   1. Pollet   2. Wermter   3. Emil Trzaska   4. Barabas   5. Falaschek   6. August Kuczewski

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg