Landgemeinde Ruttkau (Ruttkowen)   [Rutkowo]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die Gründungsurkunde von Ruttkowen ist verlorengegangen. Nach der Annahme von Saborowski, a. a. O., S. 105, ist der Ort bereits 1414 gegründet. Im Privilegienbuch 262 findet sich folgende Notiz: "Hochmeister Heinrich Reuß von Plauen kauft von dem gestrengen, festen und wohltüchtigen Herrn Niklas Pfeilsdorf das Dorf Rutichen mit 20 Huben und gibt es für 250 geringer preußischer Mark dem erbaren und wohltüchtigen Petrasch mit dem Privileg freier Fischerei im Dimmernsee mit Staknetzen und Säcken zu Tisches Notdurft." 1539 wohnten im Dorfe Ruttkowen 11 Wirte. Laut Mensguther Amtsrechnung 1629 kaufte die Dorfschaft das bei einer Vermessung festgestellte Übermaß von zehn H. "Die zehn Huben", so heißt es in dieser Quelle, "liegen ganz im Gebrüch, davon haben die Einwohner keinen Nutzen." Nach den in den Mensguther Amtsrechnungen 1653, 1687 und 1692 vorliegenden Angaben blieben die Größe der Dorfgemarkung (30 H) und Zahl der Wirte (11) konstant. In den Hufenschoßprotokollen 1717 werden 12 Wirte verzeichnet, unter ihnen der Schankwirt Michael Wanck. Nähere Angaben über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bauern finden sich in den Bereisungsprotokollen der Mensguther Prästationstabelle 1775. Hier heißt es: "Der Acker bei diesem Dorf besteht größtenteils aus unnützen Sandschollen, die Wiesen sind quebbig. Bau- und Brennholz muß in der staatlichen Forst gekauft werden. Der Heubedarf muß bei den adeligen Gütern gedeckt werden. Die Einsassen leben von Ackerbau, Viehzucht und etwas Leinwandweberei. Vermögensumstände: Sehr schlecht." Eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung läßt sich im Zeitalter der Reformen feststellen. Die Gemeindeauseinandersetzung war 1840 auf einer Fläche von 2037 M 49 R preuß. durchgeführt. Der Separationsrezeß dieses Jahres verzeichnet 13 Kölmer, einen Eigenkätner und erwähnt, "daß 647 Morgen 42 R gemeinsamer Besitz der Dorfinsassen ist."

Die Bodenbearbeitung erfuhr etwa seit 1925 durch Einführung neuzeitlicher Maschinen eine Vervollkommnung. Die Anwendung von Kunstdünger machte Fortschritte. Die Wiesen lieferten bei entsprechender Pflege und Düngung gute Erträge, die sich auf Viehhaltung und Milchleistung günstig auswirken. 1939 gab es in Ruttkau (Ruttkowen) 30 landwirtschaftliche Betriebe (6: 0,5-5 ha, 4: 5-10 ha, 11: 10-20 ha, 9: 20-100 ha). Unter ihnen waren 14 Ausbauhöfe.

Die Dorfschule war während der Regierung des Königs Friedrich Wilhelms I. gegründet.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges berichtet Karl Pawellek II: "Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurde Bauer Karl Pawellek I ermordet. Verschleppt wurden Bürgermeister Johann Pawellek und Bauer Joseph Kuhn. 18 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen."

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Nothnagel, Verwalter der Dimmernwiese   2. Wilhelm Chittka   3. Gottlieb Scharnowski   4. Wilhelm Pollet   5. – – –   6. August Gniewoß   7. Wilhelm Mroß   8. Johann Pawellek (Bürgermeister)   9. Johann Wanda   10. Karl Pawellek II   11. August Gniewoß (Ziegelei)   12. Rheinholz   13. Karl Pawellek I   14. Karl Sender   15. Friedrich Pollet   16. Karl Trzaska   17. Gottlieb Pudelski   18. Johann Pudelski (Gastwirt)   19. Dorfschule (Lehrer Frirdriszik)   20. Wilhelm Warda   21. Johann Kendzorra   22. Franz Kuhn   23. Domäne Burggarten (Erich Wadehn)   24. Bahnhof Pfaffendorf   25. Schrniede Josef Goldau

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg