Landgemeinde Mensguth (Dorf)   [Dźwierzuty]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Vorgeschichtliche Funde: Fundstellen der jüngeren steinzeitlichen Kultur (Schnurkeramiker).

Die Verschreibung für Swersutten ist im Jahre 1438 von Heinrich Reuß von Plauen, Komtur von Elbing, ausgestellt. Wahrscheinlich war die Siedlung der Hauptort der Wildenauschen Güter. Dafür spricht die Anlage einer Kirche, die bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts bestanden hat. 1349 wird ein Pfarrer Herder in Mensguth enwähnt. Anfang des 15. Jahrhunderts wird der Name Swersutten wohl nach Mentzel von Wildenau in Mentzelsgut umgewandelt. Im Jahre 1483 vertauscht Hans von Pfeilsdorf, "Sohn des Herrn Hoyka" die Güter, "die Mentzel von Wildenau bei Ortelsburg gehabt hat", mit dem der Komturei Elbing gehörenden großen Landgut bei Mohrungen. Anscheinend ist bei diesem Tausch auch ein Teil der Gemarkung von Mensguth an den Orden gekommen, der noch im gleichen Jahre (1483) ein Zinsdorf anlegte (Ordens-Fol. 262, S. 135). Das Schulzenamt über die Leute, "die dort sind und noch sein werden" wird einem gewissen Thomas übertragen. In dem gleichen Jahre verschreiben Nicolaus von Theergewisch, Kontze von Siebald und Hans Pfeilsdorf ihrem getreuen Diener Gedowitt den "Kretscham zu Mensgutt". Die Mühle des Dorfes wurde 1483 mit Genehmigung des Pflegers, Konrad von Stauchwitz, von Steffan Möllner erbaut. 1529 (Privilegienbuch) erwarb Hans von Beynitz, "mit einer von Rechenberg verehelicht, einige Huben in Mensguth." Aus dem Jahre 1563 stammt eine Verschreibung des Herzogs Albrecht über vier H an die Gebrüder Jakob und Urban Leyßner. Am 24 Oktober 1565 erfolgt die Verschreibung von zehn H an Lorenz Roch. Die Mensguther Amtsrechnung 1615 bringt eine genaue Übersicht über die Aufteilung der Dorfgemarkung von Mensguth: "Schulz vier Hufen frei, vier Hufen Kirche frei zum Wiedemb, vier Huben Jakob Leyßner Witib frei, 11 Huben sind zum Vorwerk geschlagen, vier Huben halten vier Biener, zwei Huben hat der Obermüller Sadowski, 55½ Huben von 28 Bauern besetzt, Sa: 86 Huben, 36 Wirte." Größe der Dorfgemarkung und Zahl der Wirte bleiben bis zum Jahre 1656 konstant. In der Mensguther Amtsrechnung 1657 werden nur vier Bauern erwähnt, 37½ H werden als "wüst" bezeichnet - wahrscheinlich eine Folge des Tatareneinfalls. Die Hufenschoßprotokolle verzeichnen zehn Wirte. Nur langsam konnte sich die Einwohnerschaft von diesem Schicksalsschlag erholen. Eine Besserung brachten die im Rahmen der inneren Kolonisation durchgeführten Maßnahmen Friedrichs des Großen. In der Zeit 1752-1774 wurden 14 wüste Hufen sieben Assekuranten erbverschrieben: Martin Gregor, Daniel Krossa, Mathes Naroski, Johann Origassa, Michael Poszich Stenzel Krokowski, Martin Naroski. In der Mensguther Prästationstabelle 1787 werden zwei Schulzen, zwei Krüger, fünf Kölmer, vier Scharwerksbauern und vier Beutner als Wirte auf 88 H erwähnt. Die wirtschaftlichen Verhältnisse werden als erträglich bezeichnet. Die Gemeindeauseinandersetzung war laut Separationsrezeß am 16. Oktober 1832 abgeschlossen. Die Größe der Dorfgemarkung umfaßte zu diesem Zeitpunkt 4825 M 151 R. Unter den Wirten werden 12 Kölmer, vier Beutner, 17 Assekuranten, 23 Erbpächter, 31 Eigenkätner genannt. Wie in anderen Dörfern des Kreises erfolgte auch in Mensguth im Zuge der Separation die Erschließung der Außenschläge durch Ausgebaute. Unter den 103 landwirtschaftlichen Betrieben (41: 0,5-5 ha, 12: 5-10 ha, 29: 10-20 ha, 20: 20-100 ha, 1: über 100 ha) befanden sich 33 Ausbauhöfe.

Die Einwohnerliste von Mensguth (abgedruckt bei Czybulka I, a, a. O., S. 41) zeigt ein lebhaftes Ansteigen der Bevölkerung. Das Wachstum von Mensguth zeigt, daß die besonderen Bedingungen des Hinterlandes dem Vorteil des Bahnanschlusses (1909 an die Linie Ortelsburg-Rothfließ) überlegen sein können. Mensguth liegt an sich günstig im toten Winkel zwischen den Städten und beherrscht ihren Umkreis.

Bei der günstigen Verkehrslage entwickelten Handwerker, Kaufleute, Industrie und Landwirtschaft durch gute Zusammenarbeit ein reges Wirtschaftsleben.

Industrie und Handwerk waren durch folgende Betriebe vertreten: Ein Sägewerk (A. Boesett), zwei Mühlen (A. Boesett und O. Scherrlies), ein Molkereibetrieb (A. Lupaczinski), 42 Handwerksbetriebe, eine An- und Verkaufsgenossenschaft.

Schulische Verhältnisse: Eine Schule in Mensguth wird bereits in den Visitationsberichten 1531 des Rastenburger Erzpriesters Meurer erwähnt. Die Schule erhielt in den Jahren 1927/28 einen modernen Neubau mit acht Klassenzimmern, Dusch- und Wannenbädern, Werkräumen für die Berufsschule, Wohnung für den Hausmeister. In den gleichen Jahren wurde ein Lehrerhaus für vier Familien gebaut.

Kirchliche Verhältnisse: Die alte Kirche in Mensguth brannte 1693 ab. Doch ist der erhaltene spätgotische Kirchturm noch ein Zeuge der früheren Beschaffenheit des Kirchengebäudes. 1695 baute man ein neues Kirchenschiff, gab dem Inneren glatte Wände, schlichte Emporen an drei Seiten und eine flache Holzdecke. (Über den 1599 entstandenen Altar vgl. die Ausführungen im Heimatbuch S. 111). Letzter Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde: Jaekel. Die katholische Kirchengemeinde hatte 1200 Seelen. Letzter Stelleninhaber war Pfarrer Gurski.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir Berichten von Anna Brosch und Max Junga folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Tischlermeister Schantowski, Emma Schantowski, Goebel, Frau Majewski, Fräulein Marie Mensbrizki, Frau Olga Balzer, Kind Balzer. Es kommen noch andere Einwohner in Frage, deren Namen nicht festgestellt werden konnten. Ihre Leichen wurden in einem Massengrab am Sportplatz gefunden. Frau Korella wurde von polnischer Miliz im Mai 1945 erschossen.

Verschleppt wurden sieben Personen. 16 Mensguther kamen auf der Flucht ums Leben.

47 Einwohner sind als Angehörige der Wehrmacht gefallen. 11 Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Wilhelm Naroska   2. Rembitzki   3. Emil Papendik   4. Wilhelm Syska   5. Wilhelm Tulowizki   6. Karl Kring   7. Hermann Wagner   8. Gustav Gollan   9. Karl Krzossa   10. Wilhelm Gollan   11. Emil Lenski   12. Fritz Rohmann   13. Karl Stockmann   14. Kurt Plasswich   15. Emil Trzaska   16. Gottlieb Kiy   17. Julius Platzek   18. Emil Posdzich   19. Franz Barwinski   20. Josef Klaperski   21. Josef Lingnau   22. Wilhelm Naroska   23. Hermann Grunwald   24. Karl Resonnek   25. Gustav Upadek   26. Wilhelm Upadek   27. Gustav Oldach   28. Gustav Trzaska   29. Wielk   30. Gustav Wenda   31. Fritz Rimek

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg