Vorgeschichtliche Funde: Hügelgräber aus der späten Latènezeit. Schöner Kronenhalsring aus einem Hügelgrab.
Piassutten ist eine Gründung des Großen Kurfürsten. Am 30. März 1678 erhielt der Schulz von Marxöwen Friedrich Speck "einen wüst ausgebrannten Ort, worauf das Holz teils zerfroren, teils durch das Budenwerk verarbeitet, zur Anlegung eines Schatulldorfes." Vier H wurden ihm als Dorfschulzen zinsfrei zuerkannt. 36 H wurden 48 Wirten mit dem Privileg der Fischerei zu Tisches Notdurft im Ratzeburger See und der Weidegerechtigkeit im Korpeller Wald verschrieben. Im gleichen Jahr (am 25. Juni) erhielt der Dorfschulze ein Krugprivileg. Bei einer Neuvermessung des Dorfes wurde ein Übermaß von vier H fünf M kulm. festgestellt, das die Piassutter erwarben. Gelegentlich der Korpeller Forstseparation 1785 wurde die Dorfgemarkung um 16 H Oletzk. vergrößert. Das Friedrichsfelder Grundbuch 15 533 enthält einen aus dem Jahre 1788 stammenden Kaufvertrag für die Zimmerleute Johann Kurella aus Wallen und Johann Kalisch aus Piassutten über 311 M 129 R preuß. Wiesenland in der Friedrichsfelder Forst. Die Vernögensumstände der 50 Schatullwirte in Piassutten werden in den Bereisungsprotokollen (Friedrichsfelder Prästationstabelle 1788) als schlecht bezeichnet.
Die Gemeindeauseinandersetzung im Dorf war nach der Friedrichsfelder Prästationstabelle 1835 auf einer Fläche von 189 H vier M 10 R preuß. durchgeführt. Am 4. April 1861 wurde das südlich von Piassutten gelegene Etablissement Wyrog (später Neuseewalde) von der Friedrichsfelder Forst abgetrennt und Piassutten zugeteilt. Am 4. April 1862 legte Leutnant von Roebel "auf der Feldmarkt Piassutten" seinen Abbauhof Bergfelde an. Zu Beginn der 80er Jahre setzte die Erschließung der südlich des Dorfes beiderseits der Straße Seenwalde (Piassutten)-Altkirchen (Schwentainen) gelegenen Ländereien ein. Hier entstanden zahlreiche Ausbauhöfe. Die Bodenbearbeitung erfuhr zu Beginn der 20er Jahre durch Einführung moderner Maschinen eine Vervollkommnung. Die Wiesen waren um 1930 zum großen Teil dräniert und durch hohe Kunstdüngergaben in guter Kultur. Der Viehstand war daher relativ hoch. Es gab 1939 in Seenwalde (Piassutten) 121 landwirtschaftliche Betriebe (32: 0,5-5 ha, 33: 5-10 ha, 37: 10-20 ha, 19: 20-100 ha). Von diesen waren 54 Ausbauhöfe. Die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung war von einer lebhaften Bautätigkeit begleitet. 1925-1930 wurden 21 Wohn- und Wirtschaftsgebäude, 1930-1937 15 Gebäude gebaut. Die Aufwärtsentwicklung wurde durch den Ausbau der Straßen: Chausee Altkirchen (Schwentainen)-Seenwalde (Piassutten 1924, Seenwalde (Piassutten)-Marxöwen 1927, Marxöwen-Opukelmühle 1934 sehr begünstigt.
An gewerblichen Betrieben waren in Seenwalde vorhanden: Eine Mahlmühle (Schuchna), zwei Gastwirtschaften (Hugo Künzle und Rodde), zwei Lebensmittelgeschäfte (Gustav Jerosch und Karl Kiy), eine Fleischerei (Julius Marczoch), eine Schmiede (Wilhelm Schnittkowski), eine Schuhmacherwerkstatt (Orzessek), eine Schneiderei (Lork).
Eine besondere Erwähnung verdient Gustav Orzessek, der einen großen Anteil am Aufstieg der Landgemeinde als Bürgermeister in der Zeit 1919-1934 hat.
Über die schulischen Verhältnisse in Seenwalde schreibt Lehrer Bruno Worm: "1880 wurde der Unterricht in einem Holzgebäude erteilt. Schulleiter war Lehrer Biella. 1894 wurde das neue Schulgebäude, ein für die damalige Zeit sehr moderner dreigeschossiger Bau errichtet. Die letzten Hauptlehrer vor der Vertreibung waren Bruno Worm und Kruppa. Es gab drei Lehrerstellen." Im Jahre 1930 richteten die Polen auf einem Abbau des Dorfes in der Ratzeburger Staatsforst, "Lonk" genannt, eine polnische Minderheitenschule mit einem polnischen Lehrer, Jerzy Lanc, in der Hoffnung ein, daß die Bauern der vier umliegenden Ortschaften ihre Kinder wegen der schlechten Wegeverhältnisse zu der deutschen Schule nun in die günstiger gelegene polnische Schule schicken würden. Sie hatten aber nicht mit der Treue der masurischen Bevölkerung gerechnet. "Da von polnischer Seite auch bei den anderen Lonker Bauern", so schreibt Hauptlehrer Worm, "ein Liebeswerben begann, bei dem unheimliche Versprechungen als Lockmittel dienten, entschloß sich die Regierung in Allenstein, aus der vierklassigen Schule in Seenwalde (Piassutten) eine dreiklassige zu bilden. Sämtliche Schüler und Schülerinnen aus Lonk wurden dort in eine einklassige Schule, die bei dem Bauern Osigus eingerichtet wurde, eingeschult und der frei werdende Lehrer dorthin versetzt. Es amtierten nacheinander an dieser Schule Siebrecht, Erich Zander, Friedrich Plaschke und Beyer. Durch Vermittlung des Landrats von Poser erhielt der Vater des Kindes der polnischen Minderheitenschule von einer deutschen Bank ein Darlehen, so daß er seine Schuld bei den Polen abtragen und sein Kind in der deutschen Schule anmelden konnte.
Das kulturelle Leben war in Seenwalde (Piassutten) vor dem Zweiten Weltkriege recht rege. Die Lehrkräfte stellten sich bereitwillig zur Verfügung, unterrichteten an der bäuerlichen Berufsschule, leiteten Gesang- und Sportvereine und waren im landwirtschaftlichen Verein tätig.
Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges berichtet Otto Fiedrich: "Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Ella Gudrian, Hugo Künzle, Marie Totzek, Karl Moselewski, Wilhelm Tuttas. Verschleppt wurden 22 Personen. Auf der Flucht starben zehn Seenwalder. 18 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. 19 Soldaten werden vermißt."
Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Ausbauhöfe:
1. Albert Serowy
2. Wilhelm Stank
3. Wilhelm Osigus
4. Wilhelm Gayk
5. Hermann Osigus
6. Gottlieb Mazey
7. Gustav Kolpazik
8. Försterei Tiefensee
9. Gustav Jerosch
10. Gustav Pillath
11. Wilhelm Domurath
12. Paul Prier
13. Johann Kerstan
14. Wilhelm Makowka
15. Friedrich Jeromin
16. Ewald Urban
17. Fritz Kempka
18. Gustav Kiy
19. Michael Sewcz
20. Gustav Syska
21. August Philipzek
22. Wilhelm Jerosch
23. Wilhelm Sakowski
24. Michael Nikulla
25. Rudolf Schnittka
26. Karl Specka
27. Gustav Serowy
28. Karl Denda
29. Adam Przygodda
30. Wilhelm Toporzissek
31. Wilhelm Warias
32. Wilhelm Gutowski
33. Nicht zu ermitteln
34. Gustav Fiedrich
35. Otto Warias
36. Michael Schiwy
37. Wilhelm Specka
Über den Ortsteil Seenwalde (Piassutten) östlich Schönhöhe vergleiche das Meßtischblatt Schönhöhe!
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg