Groß Lattana ist im Zuge der Meliorierung des Lattanabruches entstanden. Die ersten Untersuchungen über die Möglichkeit, "Etablissements" im Lattanabruch anzulegen, sind auf Anordnung des Königs 1777 durchgeführt worden. Ein Plan über die Aufteilung des Bruches wurde am 24. Januar 1782 dem König von Kriegs- und Domänenrat von Roebel vorgelegt, ein Ergänzungsbericht von Kammerassessor Stolterfoth am 15. November 1784 entworfen. Der König genehmigte diesen Plan am 31. Oktober 1785 unter der Vorausetzung: "Die Siedlungen müssen nicht als geschlossene Dörfer angelegt, sondern die Häuser in einer gewissen Entfernung von der polnische Grenze dergestalt auseinander placieret werden, daß jeder Wirt sein Grundstück (Hof) auf seiner Kolonie (Besitz) im Zusammenhang zu liegen bekomme und auch die private Hütung darauf behalte." Die Arbeiten (Rodung, Urbarmachung) begannen nach Ziehung der Entwässerungsgräben im Jahre 1795. Jeder Wirt mußte in den ersten drei Jahren "sein Erbe mit einem Wohnhause, einer Scheune und einem Stallgebäude vorschriftsmäßig bebauen. Niemand muß sogenannte Nahrlöcher oder unbedeutende Kathen statt der geordneten Wohnhäuser erbauen, und es muß zu solchen unnötigen Bauten kein Holz verschwendet werden. Sobald ein Wirt seine Verbindlichkeiten erfüllet hat, erhält er eine Erbverschreibung und kann sein Erbe auf jede rechtmäßige Art an einen anderen tüchtigen Acquirenten veräußern". 1796 berichtet Kammerdirektor Buddenbroch über einen Besuch, den er den Wirten im Lattanadorf machte: "Sämtliche Etablissements sind in schnellem Entstehen. Die Wirte roden und bauen fleißig". 1801 war Groß Lattana im Aufbau fertig. In einem Bericht der Kriegs- und Domänenkammer 1804 heißt es: "Daß der Wohlstand der Lattanainsassen immer mehr zunimmt, geht schon daraus hervor, daß sie nicht nur prompt ihre Abgaben zahlen, sondern sich auch schon Gutes Leinen zu Betten anschaffen, das sie z. T. selbst weben, ihre Häuser reinlich halten und sich gegen die alten Dörfer dieser Gegend auszeichnen". Die Erbverschreibung für die 15 Bauern in Groß Lattana (Dorfschulze Andreas Zapatka) ist am 12. November 1802 ausgestellt. Zum ersten Male entstand so im Willenberger Amt eine Siedlung, in der jeder Bauer auf seinen eigenen Ländereien seinen Hof hatte und so in seinen Wirtschaftsmaßnahmen völlig selbständig war und nicht auf Entscheidungen der Dorfgemeinschaft Rücksicht zu nehmen brauchte. Eine Separation fand also in diesem Dorfe nicht statt. Über die Lage der Bauernhöfe in Groß Lattana gibt ein von Kammerkondukteur Düring 1805 angefertigte Zeichnung Auskunft. In diesem Plan sind die Anwesen von 13 Eigenkätnern erwähnt. Diese hatten außer ihren Anwesen in der Dorfgemarkung ein Terrain (Wiesen und Weiden) von 60 H 29 M 51 R magdeb. in der Friedrichsfelder Forst gepachtet (Erbpachtkontrakt vom 14. Juni 1804). Unter den Eigenkätnern werden Jakob Rudnik, Friedrich Riechert und Michael Buttler erwähnt. 1841 umfaßte die Dorfgemarkung 2394 M 4 R preuß. Die Zahl der Wirte war durch Besitzteilungen auf 39 gestiegen. Über die wirtschaftliche Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schweigen die Quellen. 1939 waren im Dorf 27 landwirtschaftliche Betriebe: 1:3 ha, 3:5-10 ha, 13:10-20 ha, 10:20-100 ha. Im Dorf befand sich eine Gastwirtschaft (Itzek) und eine Dorfschmiede.
Die Schule, eine Gründung Friedrich Wilhelms III., besaß zwei Klassen, in denen auch die Kinder von Klein Heidenau (Klein Lattana) und Wagenfeld unterrichtet wurden. In einen Anbau des um 1900 errichteten, 1929 weiter ausgebauten Schulgebäudes befand sich ein Altar. Hier fanden allmonatlich von Pfarrern aus Willenberg veranstaltete Gottesdienste statt. Ein Glockenturm wurde 1926 neben dem Schulhause gebaut. Die Schule ist im Zweiten Weltkriege abgebrannt. Die Polen haben im Wohnhause des Landwirts Bojarzin eine neue Schule eingerichtet.
Über das Schicksal der Landgemeinde entnehmen wir einem Bericht von K. Bojarzin folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen wurden ermordet: Gustav Malonek, Auguste Malonek, Marie Sewzik wurde verschleppt. Auf der Flucht kamen acht Einwohner ums Leben. Sieben Soldaten sind gefallen, fünf werden vermißt.
Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Ausbauhöfe:
1. Johann Welskop
2. Johann Funk
3. Wilhelm Kukawka
4. Johann Paykowski
5. Heinrich Stawski
6. Bauernhof nicht mehr vorhanden
7. Friedrich Zielasek
8. Karl Deptolla (Pächter), Besitzer Radomski verstorben
9. Karl Bieber
10. Samuel Gritzan
11. Jakob Orzesek
12. Johann Niewiara
13. Gustav Niewiara
14. Johann Sender
15. Gustav Pawelzik
16. Jakob Lipka
17. Karl Bojarzin
18. Gustav Baumgardt
19. August Kiparski
20. Gustav Itzek
21. Polizeigebäude
22. August Gritzan
23. Friedrich Zgaga
24. Schule
25. Gustav Malonek
26. Josef Zaremba
27. Michael Wiersbitzki
28. Wilhelm Pawelzik
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg