Vorgeschichtliche Funde: Urnen, der Lausitzer Kultur angehörend, in einem Flachgräberfeld. Flachgräber, der frührömischen Zeit angehörend.
Die Gründungshandfeste für Nareythen ist von Konrad Zöllner von Rotenstein am 7. Juni 1384 ausgestellt (Ordensfol. 91 b, S. 211). In dieser Urkunde werden zwei Dienstgüter von je zehn H, das eine für Staucken, das andere für Jakob von Wischow mit der Zusicherung von sieben Freijahren verschieben. Die Vergebung eines dritten Gutes (zehn H) an Andreas Starost ist zeitlich nicht festzulegen. Im Jahre 1429 (23. Januar) stellte Hochmeister Paul von Rußdorf eine neue Handfeste aus. Die "getreuen" Andreas, Michels Sohn, Dietrich Nasutes Sohn und Nikolaus Steckans Sohn, erhielten auf ihre Bitte um Ausstellung einer neuen Handfeste (da die alte verloren) 30 H zu kulmischem Recht, mit der Verpflichtung "drei redliche Dienste mit Hengst und Harnisch zu stellen, die Warten zu besetzen, die weil es nottut, wann und wie dick (oft) sie geheißen werden, auch sollen sie geben von einem jeglichen Dienst ein Crampfund Wachs". (Privilegienbuch 265.) Über die Entwicklung des Ortes im 15. und 16. Jahrhundert schweigen die Akten. In der Amtsrechnung des Ortelsburger Amtes 1615 wird Nareythen unter den Freidörfern aufgeführt. Das Dorfareal umfaßte zu dieser Zeit 30 H und wurde von sechs Kölmern bewirtschaftet. Die Größe der Dorfgemarkung blieb im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts konstant. Die Zahl der Wirte stieg seit 1653 auf acht. Die Hufenschoßprotokolle 1717 verzeichnen 12 kölmische Freie. Die Dorfgemarkung wurde gelegentlich der Separation der Korpeller und Napiwoddaischen Forst (1785 und 1787) durch "Scheffelplätze und Waldwiesen" um 1354 M 11 R preuß. erweitert.
Im Zeitalter der Reformen stieg, wie in anderen Dörfern, die Zahl der Wirte. Die mit der Aufhebung der überlieferten sozialwirtschaftlichen Verfassung in Zusammenhang stehende Privatisierung des Bodenrechtes führte zu einer Zersplitterung der landwirtschaftlichen Betriebe. In der Prästationstabelle 1854 finden sich folgende Angaben: Größe der Dorfgemarkung: 1951 M 172 R preuß., 17 Kölmer. Eine weitere Folge der Separation war die Erweiterung der Anbaufläche. Umfangreiche Ödländereien, besonders in den Außenschlägen der Dorfgemarkung wurden von Ausgebauten erschlossen. Unter den Ausgebauten habe ich zu Beginn des 20. Jahrhunderts folgende Namen festgestellt: Annus, Kannenberg, Sawlawski, Jost, Nowotka. Eine entscheidende Bedeutung für die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung des Ortes hatte die Gründung der Nareyther Entwässerungsgenossenschaft. 1939 gab es in der Landgemeinde 32 landwirtschaftliche Betriebe: 9: 0,5-5 ha, 10: 5-10 ha, 4: 10-20 ha, 9: 20-100 Hektar. Die Schule ist während der Regierung Friedrich Wilhelms I. gegründet. Das Schulgebäude wurde 1936 ausgebaut.
Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Annemarie Steiner folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Gottlieb Puzich, August Puzich, Lydia Puzich, Günther Puzich, Julius Klara, Lisbeth Klara, Karl Petzkowski, Johann Piekatz, Johann Mariak, Joseph Junker, Frau Junker, Auguste Rex, Marie Olschewski, Frau Hermannski. Verschleppt wurden Josef Marschallek und Frau. Sechs Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen, zehn Soldaten werden vermißt.
Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Ausbauhöfe:
1. Viktor Choinowski
2. Emil Sawlanski
3. Karl Pitschkowski
Heinrich Kannenberg
4. August Bartel
5. Hermann Neufeld
6. Johann Choinowski
7. Johann Hermanski
Johann Mischke
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg