Vorgeschichtliche Funde: Hügelgräber, der jüngeren Bronzezeit (1000-600) agehörend Urnen, der Lausitzer Kultur angehörend.
Keykuth ist 1391 als Zinsdorf von Walpot von Bassenheim gegründet worden. Größe der Dorfgemarkung: 40 H. Nach dem Elbinger Zinsregister 1446 umfaßte das Dorfareal 36 H. Der Ostpr. Fol. 911 a, S. 332 verzeichnet 1519 23 Haushaltungen. In der Ortelsburger Amtsrechnung 1565 sind 40 H verzeichnet, davon vier Schulzenhufen, vier Krügerhufen, 32 Bauernhufen, von 16 Bauern bewirtschaftet. Im Vasallenregister 1607 wird zum ersten Male das zu Keykuth gehörende Waldgebiet "Kulk" erwähnt. 1700 umfaßte das Dorfareal Keykuth 48 H 4 M einschließlich 2½ H "Kulkgebiet, besetzt von Fabian von Hohendorf ". Die Pestjahre 1709/11 forderten in Keykuth viele Opfer. Die Folgen dieser Seuche lassen sich noch in den Ortelsburger Amtsrechnungen 1723 feststellen: Von den 48 H waren 20 H unbesetzt. Erst im friderizianischen Zeitalter wurden die "wüsten Ländereien" an Assekuranten erbverschrieben. Nach dem Ortelsburger Grundbuch 15 580 handelte es sich um folgende Wirte: Johann Krupka, Johann Grziwatz, Martin Grziwatz, Johann Katarzik, Daniel Jeromin, Mathes Pientkowski, Adam Laser, Christoph Lichtenstein, Michael Mrongo, Johann Labusch, Jan Lichtenstein, Albrecht Sigmundkowski, Jakob Fröhlich und Jan Kattanek. Die Vermögensverhältnisse der Bauern werden in den Bereisungsprotokollen der Ortelsburger Prästationstabelle 1787 als "schlecht" bezeichnet. "Die Wirte", so heißt es in dieser Quelle, "müssen Heu zusätzlich aus Polen kaufen und können wegen Mangels an Heu nur wenig Vieh halten. Die Wirte halten im Durchschnitt je ein Pferd, zwei Ochsen, zwei Schweine, zwei Schafe." 1840 waren im Dorf vier Kölmer, acht Assekuranten und 13 Hochzinser vorhanden. Die Separation war in Neu Keykuth 1872 abgesdrlossen. Bemerkenswerte Fortschritte in der wirtschaftlichen Entwicklung sind erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts festzustellen. Wesentliche Voraussetzungen wurden durch eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse geschaffen. 1910 erhielt Neu Keykuth Anschluß an die Bahnlinie Ortelsburg-Bischofsburg. 1931 wude die Chaussee Neu Keykuth-Jablonken nach Mensguth ausgebaut. Es folgten 1934 der Ausbau der Straße Neu Keykuth-Schöndamerau zur Provinzialstraße Ortelsburg-Mensguth-Bischofsburg und schließlich der Bau der Straße Neu Keykuth-Alt Keykuth mit Anschluß an die Chaussee Ortelsburg-Sensburg. 1925 erfolgte der Anschluß an das Ostpreußenwerk. Aus der Elektrifizierung zog das Gewerbe Nutzen. Emil Karrasch ließ ein Sägewerk und eine Mahlmühle errichten. August Wiezorrek zog aus dem Steinreichtum der Dorfgemarkung Nutzen und baute ein beachtliches Steinschotterwerk. Wilhelm Zywietz richtete eine große Polsterwerkstatt ein. Das Fleisch- und Wurstgeschäft von Fleischermeister Hoffmeister fand guten Absatz. 1935 baute Georg Walpuski eine Gaststätte aus. In Neu Keykuth gab es 32 landwirtschaftliche Betriebe: 19: 0,5-5 ha, 8: 5-10 ha, 10: 10-20 ha, 14: 20-100 ha. Der Warmblutzucht mit eingetragenen Stuten widmeten sich die Bauern Samuel Knizia und Wilhelm Makowka.
Der wirtschaftliche Aufstieg belebte die Vereinstätigkeit: 1918 gründete Gendarmeriemeister Adolf Matzath einen Imkerverein, Matzath besaß mehr als 80 BienenvöIker. Wegen seiner erfolgreichen Imkertätigkeit wurde er durch die Reichsfachgruppe "Imker" mit der "goldenen Biene" ausgezeichnet. Es gab ferner im Ort die Freiwillige Feuerwehr, den Kriegerverein, den Segelfliegerverein. Der landschaftlich schön gelegene Ort in der Nähe des Lensksee und des herrlichen Mischwaldes von Jablonken wurde in wachsendem Maße Ausflugsziel. Fabrikbesitzer Anders und Kaufmann Frank aus Ortelsburg ließen sich hier moderne Wochenendhäuser bauen. Landrat von Poser errichtete am Lensksee ein Kleinkindererholungsheim mit sanitären Einrichtungen für etwa 30 erholungsbedürftige Kinder aus dem Kreisgebiet. Weiterhin wurde in der Nähe des Sees ein neues Kreisforsthaus erbaut und das alte als Waldschenke eingerichtet, die von Hausmeister Katzinski verwaltet wurde. Eine dem Lensksee vorgelagerte Wiese war als Badestrand eingerichtet und wurde von Badegästen und Wassersportvereinen der näheren und weiteren Umgebung in Anspruch genommen. Die im Zeitalter Friedrichs des Großen gegründete Schule erhielt 1926 ein modernes Gebäude mit zwei Klassenräumen und zwei Lehrerwohnungen. Letzte Lehrer: Heinrich Kootz und Otto Hundertmark. Über das Schicksal der Landgemeinde entnehmen wir Berichten von Mazath folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen in Januar 1945 wurden ermordet: Gottlieb Todzi, Erich Kownatzki, Johann Kownatiki, Willy Sachs. Auf der Flucht kamen 26 Personen ums Leben. 12 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen.
Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Ausbauhöfe:
1. Wiilhelm Lumma
2. Paul Moselewski
3. Wilhelm Makowka
4. Gottlieb Upadeck
5. Otto Knizia
6. Karl Schuster
7. Wilhelm Laaser
8. Karl Zywietz
9. Gustav Nickel
10. Friedrich Appelbaum
11. Fritz Gilfert
12. Sieben Eigenturnshäuser
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg