Landgemeinde Neuenwalde (Nowojowietz)   [Nowojowiec]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Der Plan zur Gründung von drei Schatulldörfern im Schiemanschen Bruch wurde 1777 von Kriegs- und Domänenrat von Roebel entworfen. Es handelte sich um die Dörfer Jeschonowitz, Nowojowietz und Kollodzeygrund. Die Realisierung dieses Projekts mußte verzögert werden, weil im südlich gelegenen Lattanabruch keine Vorflut vorhanden war. 1786 (Ostpr. Fol. 80/18) bewilligte der König 3230 Taier 71 Groschen, "um dem jetzt urbar zu machenden Schiemanschen Bruch die Vorflut zu verschaffen. Die Gelder sollten für den Bau eines Entwässerungsgrabens durch den Borkenbruch verwendet werden." Das Gründungsprivileg für Nowojowietz wurde am 8. August (konfirmiert am September) 1787 ausgestellt (Willenberger Grundbuch 15616). Sechs Wirte u. a. Michael Steffan, Jakob Bastek, erhielten 28 H 6 M 92 R magdeb. "zur Erbauung eines regulären Schatulldorfes zugesprochen. Sie wurden verpflichtet, innerhalb von zehn Freijahren auf ihren Grundstücken je ein Wohnhaus, eine Scheune und einen Stall zu bauen. Das erforderliche Bauholz wurde ihnen aus der Staatsforst zur Verfügung gestellt. In den Bereisungsprotokollen der Willenberger Prästationstabelle 1804 findet sich die Notiz, "daß die Wirte die Wohn- und Wirtschaftsgebäude komplett aufgebaut, Äcker und Wiesen gerodet und das Inventar ex propriis angeschafft" hätten. 1820 (3. Januar) erwarb die Dorfschaft einen Anteil von 336 M 164 R preuß. im Terrain "Dlotowko" in der Korpeller Forst. 1841 war die Gemeindeauseinandersetzung auf einer Fläche von 1447 M 11 R abgeschlossen. Neun Schatullbauern wohnten zu dieser Zeit in Nowojowietz. 1875 wandten sich die Bauern an die Regierung mit der Bitte, "an die Regulierung des Waldpuschflusses heranzugehen, da die Acker- und Wiesenflächen oft monatelang überschwemmt" seien. Die Lösung dieses Meliorationsproblems wurde erst 1934 mit der Regulierung des Waldpuschflusses erreicht. Ebenso wurden der Nebenvorfluter, das Eschenwalder Fließ, und der berüchtigte Zarkagraben in Ordnung gebracht. Der Erfolg war bedeutsam. In Neuenwalde (Nowojowietz) wurden 1938 32% mehr Flächen landwirtschaftlich genutzt als 1932. Es gab 1939 im Dorf 16 landwirtschaftliche Betriebe: 2: 0,5-5 ha, 1: 5-10 ha, 5: 10-20 ha, 8: 20-100 ha. Zu den modern bewirtschafteten Betrieben zählte der Hof von Steffan. Er gehörte einem Pferdezuchtverein an, den Winterschuldirektor Kessel mit Staatshilfe errichtet hatte. Die Dorfschule war eine Gründung Friedrich Wilhelms III.

Über das Schicksal der Landgemeinde entnehmen wir Berichten von Franz Woite und Anna Steffan folgende Angaben: "Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Albert Manke, Marie Papajewski, Frau Marks, Frau Gerlitzki. Vier Personen wurden verschleppt. Fünf Einwohner sind als Soldaten gefallen. Vier Soldaten werden vermißt."

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Wilhelm Lukaschik   2. Michael Meina   2a. Emil Komosick   3. August Steffan   4. Karl Bloch   5. Aloisius Kupzik   6. Albert Mahnke   6a. Gustav Rogalski   7. Wilhelm Nowodworski   8. Wilhelm Papajewski   9. Nicht zu ermitteln   9a. Erich Czychowski   10. Nicht zu ermitteln   10a. Adolf Czychowski   11. Nicht zu ermitteln   12. Fritz Kempka   13. August Dohmann   Die Schule lag links von 5.

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg