Die Gründungshandfeste für Groß Schiemanen ist verloren gegangen. In einer am 29. Mai 1682 ausgesteilten Urkunde (Ortelsburger Grundbuch Nr. 15581) heißt es, "daß Theerbrenner Matthäus Lissen um Erneuerung des alten Privilegs vom 15. Juni 1678 gebeten habe und daß ihm ein Ort, welcher durch die Aschbrennerei ganz ausgehauen gewesen und nur vertrocknetes und erfrorenes Holz darauf gestanden, dem Augenmaß nach 20 Huben in sich haltend, zugesprochen wäre, um ein neues Dorf darauf anzusetzen". Nach dem Ostpr. Fol. 380/17 erhielt Johann Wlochatz am 1. Juni 1685 ein Krugprivileg. Das Recht zur Anlage eines zweiten Kruges wurde am 22. Februar 1699 dem Jonas Wilden zugesprochen. In den Hufenschoßprotokollen 1717 werden 49 Wirte erwähnt, "die möglichst vorwärts zu kommen versuchen". Schweres Leid brachte 1777 die Cholera, der ein großer Teil der Einwohnerschaft zum Opfer fiel. Zehn Jahre später wirtschafteten im Dorf 30 Bauern. Unter ihnen werden Goliath, Bialluch, Kiy, Kositzki und Santopski erwähnt. Ihre Vermögensverhältnisse werden als "nur mittelmäßig" bezeichnet. Als besonders nachteilig wird der Mangel an Wiesen hervorgehoben. Die Domänenkammer suchte diesen Notstand durch Zuweisung von Scheffelplätzen zu beseitigen (Ostpr. Fol. 380/18). Bei der Separation der Korpeller Forst wurden dem Dorf 92 H 15 M 10 R magdeb. verschrieben. Diese Landzuweisung scheint sich günstig ausgewirkt zu haben. 1790 betrug der Viehbestand der 44 Schatuller: 139 Pferde, 181 Ochsen, 128 Kühe, 114 Schafe, 136 Schweine, 134 Jungvieh (Willenberger Prästationstabelle 1790). Das Zeitalter der Reformen brachte die auch in anderen Dörfern festzustellende Vermehrung der Eigentümer (1841: 58 Schatullbauern) und die Erschließung der Außenschläge durch Ausbauhöfe. Die Dorfgemarkung umfaßte zu dieser Zeit 582 M 87 R preuß. Nach einem Rezeß vom 8. September 1869 wurde die Weideberechtigung der Schiemaner Bauern in der StaatlichenForst abgelöst. Im gleichen Jahre wird Neu Schiemanen in einer Urkunde zum ersten Male erwähnt. Ein bemerkenswerter wirtschaftlicher Aufstieg läßt sich seit 1900 feststellen. Unter den gut wirtschaftenden Bauern seien Karl Brzezinski, Wilhetm Wysk, Karl Goliath, Gustav Brostka und August Kiy erwähnt. Während des Ersten Weltkrieges mußte die Bevölkerung zweimal, am 21. August und im September 1914, den Ort verlassen. Verluste hatte die zivile Bevölkerung nicht zu verzeichnen. Für die 119 Gefallenen wurde 1925 ein Kriegerdenkmal errichtet. 1933 (Volks-, Berufs- und Betriebszählung) wohnten in Groß Schiemanen 747, in Neu Schiemanen 421 Menschen. 1939 gab es in Groß Schiemanen 128 landwirtschaftliche Betriebe: 49: 0,5-5 ha, 26: 5-10 ha, 33: 10-20 ha, 20: 20-100 ha. Unter ihnen waren 76 Ausbauhöfe. 1906 wurde eine Spar- und Darlehnskasse (Raiffeisenkasse) gegründet. An gewerblichen Betrieben waren eine Ziegelei (Link, der Betrieb wurde 1911 eingestellt), seit 1919 ein Sägewerk der Firma Anders, fünf Ladengeschäfte und zehn Handwerksbetriebe vorhanden. Über die kirchlichen und Schulischen Verhältnisse berichtet Fräulein Marie Olbrisch: Bis zum Jahre 1910 gehörten Groß- und Neu- Schiemanen zurn Kirchspiel Ortelsburg. 1910 wurde das Kirchspiel Groß Schiemanen gegründet. Der Gottesdienst wurde zunächst im alten Schullebäude abgehalten. Am vierten Advent 1938 wurde das neue Gotteshaus eingeweiht. Von 1937 bis zur Vertreibung amtierte als Pfarrer: Hoffheinz. Im Dorfe gab es noch eine Baptistengemeinde. 1928 wurde eine Kapelle gebaut. Schulische Verhältnisse: In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts fand der Schulunterricht im Hause Walpuski statt. 1860 wurde ein Gebäude für zwei Klassen erichtet. Die neue dreiklassige Schule wurde 1926 gebaut. Letzter Hauptlehrer: Salewski. Die Schule in Neu Schiemanen wurde 1913 gebaut.
Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Gustav Wittkowski folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen wurden in Groß Schiemanen ermordet: Adolf Heyna, Friedrich Zantius, Emil Kositzki, August Kositzki, Fritz Olbrisch, Gustav Grabosch, August Parszenski, Eva Dzillak, Karoline Olschewski. Nach einem Berichte von Johann Knizia wurden in Neu Schiemanen erschossen: Michael Kaminski, Frau Minna Kaminski, Kind Kaminski, Otto Powierski, Auguste Zybinski, Erika Pidun, Paul Krokowski, Gustav Karweina, Gottlieb Pelka, Minna Pelka, Karoline Katzmarski, Marie Walpuski. Verschleppt wurden 18 Personen, auf der Flucht starben 27. 70 Einwohner aus Groß und Klein Schiemanen sind als Wetrmachtangehörige gefallen, neun Soldaten werden vermißt.
Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Groß Schiemanen: Letzter Hauptlehrer Johann Marczinski.
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Ausbauhöfe:
1. Samuel Papajewski
2. Karl Jaschinski
3. Wilhelm Ollesch
4. Adolf Kulikowski
5. Gertrud Gunia
6. Emil Masuch
7. Adolf Heyna
8. Wilhelm Tara
9. Wilhelm Tantius
10. Emil Kositzki
11. Auguste Tiberski
12. Johann Dzarstek
13. Wilhelm Samorski
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg