Landgemeinde Lehlesken   [Leleszki]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Vorgeschichtliche Funde: Kammkeramische Erzeugnisse, der Jungsteinzeit angehörend; Scherben, der Trichterbecherkultur angehörend (Jungsteinzeit); Scheibenfibeln, der VöIkerwanderungszeit angehörend.

Lehlesken zählt zu den ältesten Ordenssiedlungen im Amte Ortelsburg. Das Gründungsprivileg stammt aus dem Jahre 1381 (21. März) Ordensfol. 125, S. 518. Wie bei der Anlage anderer Zinsdörfer, hat sich der Orden auch bei der Gründung von Lehlesken eines Lokators - er hieß Nasiske - bedient. Dieser Unternehmer hatte 36 kulm. H auf die Siedler zu verteilen und war für die Besetzung der Stellen sowie für die Einbringung der Abgaben verantwortlich. Er erhielt für seine Bemühungen vier abgabenfreie H nebst Gefällen "aus der kleinen Gerichtsbarkeit", in der nacch heutigen Begriffen die Polizeiverwaltung enthalten war. Um die Wirtschaft zunächst in Gang zu bringen, erhielten sämtliche Kolonisten 12 Freijahre. Nach Ablauf dieser Zeit sollten die Bauern von jeder Hufe 15 Skott (eine preuß. Mark = 24 Skott) entrichten. Außerdem hatte jeder Besitzer an den Pfarrer von Heinrichswalde von jeder H einen halben Scheffel Roggen und einen halben Scheffel Weizen zu liefern. Im Dreizehnjährigen Krieg, den der Orden gegen die Stände führen mußte, wurden mehrere Siedlerstellen leer. Nach Beendigung des Krieges wurden sie vom Orden wieder besetzt. Folgende Urkunden sind erhalten:
1. 1468, am Tage Johannis: Heinrich Reuß von Plauen verlieh "dem Hans Adeler um seiner getreuen und mannigfaltigen Dienste willen, die er uns in schweren harten vergangenen Kriegen geleistet, 12 Hufen culm. an Äckern, Weiden, Wiesen, Wäldern, Püschern und Sträuchern zu magdeb. Recht, mit freier Fischerei im Lehlesker See, einem redlichen Dienst mit Hengst und Harnisch".
2. 1468, am Tage Johannis: Heinrich Reuß von Plauen verschrieb dem getreuen Heinrich von Salza 12 H kulm. zu magdeb. Recht, mit einem redlichen Dienst mit Hengst und Harnisch.
3. 1472: Konrad von Liebenstein verschrieb dem Paul Keipper vier H (Fischereiprivileg) zu magdeb. und beider Kinder Rechten.
4. Der Pfleger von Ortelsburg, Konrad Stauchwitz, verschrieb 1483 (am Donnerstag vor Invokavit) acht H "dem vorsichtigen Hans" zu magdeb. und beider Kinder Rechten.

Das 12 H große Gut, das bisher Heinrich von Salza besessen hatte, wurde am 27. Juli 1560 dem Obersten Burggraf zu Königsberg Christoph von Kreutz mit dem Privileg freier Fischerei im Lehlesker See verschrieben. Die Güter in Lehlesken haben im 16. und 17. Jahrhundert wiederholt den Besitzer gewechselt. So nennen die Ortelsburger Amtsrechnungen und Lehnsbücher u. a. Melchior von Kreutz, Lorentz von Skrotzki, Bastian und Jakob von Küchmeister, Friedrich von Radomski.

Die Ortelsburger Antsrechnung 1653 verzeichnet im "cöllmischen Dorf" Lehlesken 13 Wirte auf 40 H. Die Zahl der Kölmer und die Größe der Dorfgemarkung blieben bis zum 18. Jahrhundert konstant.

Im Zeitalter der Reformen stieg die Zahl der Besitzer. 1846 ist die Gemeindeauseinandersetzung auf einer Fläche von 2716 M 65 R abgeschlossen.

Nach einer Untersuchung von R. Thiel in der Wöchentlichen Beilage der Allensteiner Zeitung: Grenzgarten deutscher Kultur Nr. 44 waren in Jahre 1846 Besitzer des ehemaligen von Salzaschen Gutes Christoph Schieweck, Jakob Denda, Jakob Burdina, Christoph Sobotka, Michael Neumann, Michael Sobotka, Christian Niedrich, die Besitzer des ehemaligen von Adelerschen Gutes: Christoph, Jakob Lork, Johann Owschauka, Witwe Jerwin, Christoph Lenski, Martin Makrutzki.

Von besonderer Bedeutung für die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung des Dorfes war die Tätigkeit der 1921 gegründeten Entwässerungsgenossenschaft Lehlesken, durch die nach Senkung des Sees große Flächen urbar gemacht wurden. 1939 gab es in Lehlesken 53 landwirtschaftliche Btriebe: 14: 0,5-5 ha, 12: 5-10 ha, 13: 10-20 ha, 14: 20-100 ha, davon waren 31 Ausbauhöfe.

Die durch Friedrich Wilhelm I. gegründete Schule hatte 1939 zwei Klassen.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges liegen folgende Nachichten vor: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: August Chittka, Joseph Dulisch, Klara Fabek, Franz Gromke, Friedrich Jerwin, Johann Kasparek, Ehefrau Kasparek, Gottlieb Merkel, Johann Olschewski, Gustav Polloschek, Karoline Radek. Verschleppt wurden 20 Personen. 23 Einwohner sind als Wehrmachtangehöige gefallen. Drei Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Anton Zentara   2. Felix Gromke   3. Johann Krzykowski   4. Gottlieb Kayma   5. Emil Sobottka   6. Wilhelm Lipka   7. Emil Merkel   8. Heinrich Radek   9. Manie Kerstan   10. Gottlieb Gwiasda   11. Friedrich Jerwien   12. Joseph Lingenau   13. Hermann Langwald   14. Joseph Dulisch   15. Johann Dreyer   16. August Langanke   17. Friedrich Burdina   18. Joseph Fabeck   19. Johann Kaspareck   20. Emil Zimmzik   21. Gurstav Bach   22. Karl Lorenz   23. August Kockernak   24. August Wiezoreck   25. Gustav Neumann   26. Gustav Guse   27. August Upadeck   28. Gottlieb Schieweck   29. Johann Hertes   30. Emil Poloschek

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg