Landgemeinde Preußenwalde (Prussowborrek)   [Prusowy Borek]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die Gründungsurkunde ist verlorengegangen. Nach einer Notiz in der Ortelsburger Prästationstabelle 1835 ist Prussowborrek im Jahre 1803 entstanden. Neun Eigenkätner (Senf, Brosch, Kuß, Kelch, Wulf, Wenzel, Balzer, Warek, Nutreck) erhielten 23 H "Scheffelplätze" in der Korpeller Forst "zu Erbrechten". Wirtschaftlich ging es den Wirten zunächst nicht allzugut, da "viele Sumpfflächen die Urbarmachung erschwerten". 1835 umfaßte die Dorfgemarkung 29 H 3 M 4 R preuß., die Zahl der Erbfreien war auf 11 gestiegen. Von einer wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung der Landgemeinde kann man erst sprechen, als der Ort 1925 eine gute Verkehrsverbindung (Chaussee) nach der Kreishauptstadt erhielt. Von entscheidender Bedeutung für den Aufstieg des Ortes war jedoch die von Landrat von Poser durchgeführte Meliorationsaktion. Der Waldpuschfluß, dessen Querschnitte beim ersten Ausbau 1869 nicht breit und tief genug vorgesehen waren, wunde 1933 erneut reguliert. und sein weiterer Ausbau bis zum Omulef durchgeführt. Der Erfolg zeigte sich schnell, da die tief liegenden Acker- und Wiesenflächen von Preußenwalde (Prussowborrek) sofort trocken wurden und keinerlei Überschwernmungen mehr ausgesetzt waren. Im Jahre 1938 wurden gegenüber 1932 30% mehr Flächen landwirtschaftlich genutzt. Der Viehbestand hatte sich abgesehen von der verbesserung der Qualität um 33% vermehrt. Der wirtschaftliche Aufstieg der 28 bäuerlichen Betriebe (11: 0,5-5 ha, 7: 5-10 ha, 7: 10-20 ha, 3: 20-100 ha) war von einer lebhaften Bautätigkeit begleitet. Auf den meisten Bauernhöfen entstanden in den 30er Jahren massive Wohn- und Wirtschaftsgebäude. An gewerblichen Betrieben waren vorhanden: ein Gasthaus, eine Schmiede und eine Stellmacherei.

Die einklassige Dorfschule erhielt im Jahre 1906 einen modernen Neubau.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges gibt ein Bericht von Wilhelm Zeranski Auskunft: "Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden erschossen: Karl Ruttkowski und Gustav Brzoska I. Verschleppt wurde Landwirt Wilhelm Sewcz. Auf der Flucht kamen vier Personen ums Leben. 12 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen, zwei Soldaten werden vermißt."

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Gustav Soltek   2. Karl Jeromin   3. Wilhelm Zeranski   4. Wilhelm Friedrisszik   5. Gustav Brzoska II   6. Gustav Brzoska I   7. Friedrich Roßmanek

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg