Landgemeinde Stauchwitz (Sczepanken)   [Szczepankowo]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Über die Anfänge von Sczepanken geben vier Handfesten Auskunft. Sie betreffen Verschreibungen von Dienstgütern, deren Besitzer zur Leistung von Kriegsdiensten verpflichtet waren.

  • 1438 verlieh Heinrich Reuß von Plauen dem Steßke von Mensguth 14 H mit der Verpflichtung, "einen redlichen Dienst mit Hengst und Harnisch zu stellen." von jedem Haken oder M sollte er einen halben Scheffel Weizen, einen halben Scheffel Korn und ein Krampfund Wachs zinsen.
  • 1439 verschrieb Hans von Pfeilsdorf "seinem getreuen Scheppan sieben H zu kölmischem Recht". Er sollte "einen Plattendienst leisten und außerdem das Pflugkorn und ein Krampfund Wachs zinsen". Ihm wunde das Recht freier Fischerei im Sczepanker und Swersutter See zugebilligt.
  • Im gleichen Jahre verlieh Hans von Pfeilsdorf seinem Biener Wilhelm sieben H zu kölmischem Recht.
  • 1483 verlieh Conrad von Stauchwitz, Pfleger von Ortelsburg, fünf H dem Merten Pappel. Dieser war von jeglichem Scharwerk befreit.
  • In Gange des 15. und 16. Jahrhunderts zerfielen diese Freigüter durch Erbteilung und Verkauf von Einzelgrundstücken. Aus den zur Verfügung stehenden Quellen läßt sich der Nachweis erbringen, daß aus diesen Dienstgütern ein "Freidorf" entstanden ist. In der Mensguther Amtsrechnung 1615 findet sich der Hinweis, "daß in dem Dorf Sczepanken 13 Kölmer 40 Hufen bewirtschaften." In der Naronskischen Karte weist Sczepanken die typischen Züge des masurischen Straßendorfes auf. Wesentliche Änderungen des Dorfgrundrisses, der Größe der Gemarkung und der Zahl der Wirte sind bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts nicht festzustellen. Die Mensguther Prästationstabellen 1751 verzeichnen vier "wüste" (nicht bewirtschaftete) H. Sie wurden 1764 und 1768 an die Assekuranten Jakob Denda und Georg Ollech (je zwei H) "ausgetan". Die wirtschaftlichen Verhältnisse des Dorfes werden in den Bereisungsprotokollen der Mensguther Prästationstabelle 1768 als "schlecht" bezeichnet. "Die Wirte müssen", so heißt es in dieser Quelle, "den ganzen Heubedarf kaufen, und die Abgaben müssen durch Leineweberei aufgebracht werden." Die Separation (Rezeß: 1841) brachte eine Vermehrung der Besitzstellen (17 Kölmer). Die für das Siedlungsbild wichtigste Folge war die Verlagerung der Bauernhöfe auf die ihnen zugewiesenen "arrondierten Parzellen". Während bisher die Feldmark von Gebäuden freiblieb, wurden nun auf den entlegenenTeilen der Flur Einzelgehöfte, "Ausbauhöfe" angelegt. Unter den acht Abbauten des Dorfes sei das am 29. Juni 1841 entstandene Gut Augusthof (Besitzer: von Fresin) erwähnt. Eine wirtschaftliche Ertragssteigerung der Betriebe ist in Szepanken zu Beginn des 20. Jahrhunderts festzustellen. Sie war eine Folge der Anwendung moderner Wirtschaftsmethoden und Arbeitskräfte sparenden Maschinen. 1939 gabes in Stauchwitz (Sczepanken) 37 landwirtschaftliche Betriebe: 9: 0,5-5 ha, 10: 5-10 ha, 10: 10-20 ha, 7: 20-100 ha, 1: über 100 ha. Die in der Statistik 1939 verzeichneten 86 Arbeiter waren vorwiegend in der Forstwirtschaft beschäftigt.

    Die Verkehrsverhältnisse des an der alten Reichsstraße Ortelsburg-Bischofsburg gelegenen Dorfes waren günstig.

    Die im Zeitalter Friedrichs des Großen gegründete Schule erhielt 1928/29 ein neues Gebäude.

    Nach einem Berichte von Emil Chittka hatte die Zivilbevölkerung am Ende des Zweiten Weltkrieges keine Blutopfer zu beklagen. Auf der Flucht kam Marie Ostrowski ums Leben. 11 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Fünf Soldaten werden vermißt.

    Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



    Ausbauhöfe:   1. Karl Anutta   2. Gustav Posdziech   3. Georg Reppschläger   4. Anna Jablonowski   5. August Schareina   6. Hugo von Jagodinski   7. Johann Wessolowski   8. Friedrich Opretzka   9. Friedrich Böhm   10. Bernhard Zimmermann   11. Wilhelm Posdzich   12. Gustav Olk   13. Paul Kozik   14. Gerhard Seehafer   15. Theodor Ostrowski   16. Josef Kelch   17. Wilhelm Olk   18. Gottlieb Laser

    Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg