Grünwalde wurde von deutschen Rückwanderern aus Neuostpreußen gegründet. Nach langwierigen Verhandlungen konnte diesen Siedlern Land in der Puppener Forst zugeteilt werden. Die Rodung begann 1820, nach zehn Jahren waren bereits drei Viertel des Grundes gerodet. 16 bäuerliche Ackerwirte, acht Eigenkätner, ein Schmied, ein deutscher Schullehrer (Glembotzki), den die Kolonisten ausdrücklich erbeten hatten, schlugen hier ihre Wohnsitze auf. Auch in Grünwalde sollte anfänglich die Flur nach Art der Lattanadörfer aufgeteilt werden. Die Kolonisten setzten es jedoch durch, "daß ihnen drei große Felder vermessen wurden, die sie selbst unter sich verteilten". Die deutschen Ansiedler hielten streng darauf, ihrer Siedlung den rein deutschen Charakter zu bewahren. Als sich wenige Jahre später Polen eindrängen wollten, wurde ihnen erklärt, "daß könnte nicht zugegeben werden, weil sie selbst Deutsche wären und keine Polen in die Kolonie aufnähmen".
Die ersten Bauernhöfe lagen beiderseits der Dorfstraße dicht beieinander. Seit den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts bauten sich viele Bauern aus. Es entstanden Abbau West, zu dem die Höfe Doblonski, Osigus, Korzen gehörten, und Abbau Süd, mit den Höfen Jeromin, Bublitz, Klossek, Pokorra, Jerosch, Kopka, Zarwonka, Kulik, Süßmuth. Im Ersten Weltkrieg wurde der Südteil des Dorfes fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau wurde noch während des Krieges abgeschlossen. Es entstanden Ziegelhäuser mit Pfannendächern. 1939 gab es in Grünwalde 74 landwirtschaftliche Betriebe: 24: 0,5-5 ha, 18: 5-10 ha, 21 10-20 ha, 10: 20 bis 100 ha, 1 über 100 ha. Der in diesen Betrieben seit 1935 einsetzende wirtschaftliche Aufstieg erklärt sich aus den Meliorationsmaßnahmen, die auf Anregung von Landrat von Poser seit 1932 an der Rosogga durchgeführt wurden. Ein Wiesengebiet von 1800 ha wurde neu erschlossen.
Ein verhältnismäßig großer Teil der Einwohner (276) war als Arbeiter tätig. Sie fanden zum Teil ihre Beschäftigung in der Staatlichen Forst und z. T. in industriellen Werken. Die Firma Anders hatte im Jahre 1910 das dreigattrige Sägewerk von der Firma Beyer und Erdmenger gekauft. 1920 wurde dann das zweite dreigattrige Werk von der Firma Pik erworben, das bis 1945 im Betrieb war. 1904 richtete Bauer Rejzick auf dem Grundstück von Puzieha eine Feldziegelei ein. Der Betrieb wurde vor dem Ersten Weltkrieg eingestellt. 1922 richtete Bauer Krause auf dem späteren Grundstück von Albert Rohde eine Ziegelei auf. Sie ging nach einigen Jahren ein. 1922 ließ Herr Hinz auf seinem Grundstück eine "Holzdestillation" bauen. Sie war bekannt unter dem Namen "Teerfabrik". Es wurden dort Terpentin, Holzteer und Holzkohle gewonnen. Die Erzeugnisse wurden zu den chemischen Werken in Westdeutschland gebracht. Im Orte gab es zwei Gastwirtschaften und ein Kolonialwarengeschäft. Das Handwerk war durch eine Schmiede, eine Tischlerei, eine Schuhmacherei und eine Fleischerei vertreten.
Die Volksschule war eine Gründung Friedrich Wilhelms III. 1916 wurde ein neues Schulgebäude mit vier Klassenräumen und vier Lehrerwohnungen gebaut. Letzter Hauptlehrer (seit 1. April 1938) war Otto Kassing. Der landwirtschaftliche Berufsschulunterricht wurde von den Lehrern der Volksschule erteilt. Kirchlich gehörte die evangelische Gemeinde zu Altkirchen (Schwentainen).
Seit 1927 gehörte zur Landgemeinde Grünwalde noch Gurken und Lontzig. Gurken wurde 1776 als Schatulldorf gegründet. 1848 war dort ein kölmisches Gut. Später entstanden dort folgende Bauernhöfe: Kalisch, Sefz, Neumann, Koriath, Bednarz, Poddey, Totzek, Fr. Kalisch, Kruppa. Lontzig wurde 1749 bereits als Schatullgut angelegt. Später entwickelte es sich zu einem Bauerndörfchen mit 11 landwirtschaftlichen Betrieben.
Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Rudolf Rohde folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Adolf Kalisch, Johann Marek, Max Syska. Luise Rohde wurde von Polen ermordet. Verschleppt wurden 15 Personen. Auf der Flucht kamen 25 Grünwalder ums Leben. 45 Einwohner sind als Angehörige der Wehrmacht gefallen. 16 Soldaten werden vermißt.
Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Ausbauhöfe:
1. Friedrich Doblonski
2. Ewald Moses
3. Robert Süßmuth
4. Friedrich Dudda
5. Ferdinand Bublitz
6. Karl Jerosch
7. Berta Kullik
8. Friedrich Dorka
9. Friedrich Kruppa
10. Friedrich Kalisch
11. Gottlieb Bednarz II
12. Wilhelmine Kalisch
13. Johann Neumann
14. Berta Koriath
15. Gustav Totzek
16. Gustav Hintz
17. Albert Rohde
18. Gustav Kalisch
19. Michael Mrotzek
20. Emma Skupsch
21. Wilhelm Danielzik
22. Otto Marek
23. Albert Klar
24. Auguste Tatzik
25. Ida Heina
26. Wilhelm Gromzik
27. Wilhelm Josefowitz
28. Friedrich Kostrzewa
29. Gustav Posdzich
30. Johann Kuschmierz
31. Gustav Osigus
32. Emma Korzen
33. Emil Wnendt
34. Gottlieb Ziewitza
35. Max Thiel
36. Friedrich Latza
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg