Landgemeinde Puppen [Spychowo]
- Karte: Meßtischblatt Nr. 2494
- Amtsbezirk: Puppen [Landbezirk 12]
- Wohnplätze: Puppen, Brücknersmühl-Bystrz, Großkurwick, Chemische Fabrik, Klein Puppen, Bahnhof Puppen, Forstsekretärgehöft Puppen, Oberförsterei Puppen, Sägemühle Puppen, Samendarre Puppen, Waldarbeiterbaracken Puppen, Theerofen, Forsthaus Adamsverdruß, Forsthaus Bärenwinkel, Forsthaus Groß Puppen, Forsthaus Klein Puppen
- Flächengröße: 638,5 ha
- Grenzen: Im Norden, Westen und Süden von der Puppener Staatsforst umgeben; im Osten: Johannisburger Kreisgrenze
- Einwohnerzahl: 1515
- Berufszugehörige:
a) zur Wirtschaftsabteilung:
Landwirtschaft: 400
Industrie und Handwerk: 476
Handel und Verkehr: 177
b) nach der Stellung im Beruf:
Selbständige: 129
Mithelfende Familienangehörige: 195
Beamte und Angestellte: 129
Arbeiter: 702
- Ergebnis der Volksabstimmung am 11. Juli 1920:
863 Einwohner stimmten für Deutschland. Für Polen wurde eine Stimme abgegeben
- Letzter Bürgermeister: Karl Kobuß
Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur
Die Landgemeinde Puppen ist aus mehreren Siedlungsgruppen entstanden (vgl. obenstehende Übersicht). Im folgenden bringe, ich aus den Akten einige die Gründung und Entwicklung der Siedlungen betreffende Angaben:
- Das am Ostufer des Puppener Sees gelegene Puppen, später Groß Puppen genannt: Das Gründungsprivileg ist am 24. Mai (konfirmiert am 2. Juli) 1787 ausgestellt. "Den Eigenkätnern Michael Stainck und Consorten, welche bisher nur auf Scheffelplätzen angebaut gewesen, wurden sieben Hufen 22 Morgen 177 R magdeb. bei der Separation der Puppener Forst zu ihrem regulären Etablissement zugewiesen". Bereits 1785 (28. Dezember) hatte der Krüger Siegmund Kirchenberg ein Erbpachtprivileg erhalten. Die Friedrichsfelder Amtsrechnung 1789 erwähnt vier Schatullkölmer auf 28 H 11 M 22 R. Zahl der Eigentümer und Größe der Dorfgemarkung bleiben bis 1835 konstant. In der Friedrichsfelder Prästationstabelle dieses Jahres wird der Ort Groß Puppen genannt. Die Gemeindeauseinandersetzung war im Jahre 1872 abgeschlossen. Seit 1892 wird Groß Puppen in den Akten stets zusammen mit Klein Puppen, Bystrz, Kurwig, Kippening, Theerofen erwähnt. Die Statistik des Jahres 1910 bringt folgende Angabe: "Gemeinde Puppen (638,5 ha, 1041 Einwohner) bestehend aus Klein Puppen, Bystrz, Kippenik, Kurwig, Theerofen. Ein wirtschaftlicher Aufstieg läßt sich seit der Mitte der 80er Jahre, besonders seit dem Anschluß an die Bahnlinie Ortelsburg-Altkirchen (Schwentainen)-Johannisburg feststellen. Die Aufwärtsentwicklung war von einer Zunahme der Einwohnerzahl begleitet: 1874: 598, 1885: 807, 1895: 1128, 1905: 1192, 1910; 1218, 1925; 1419, 1939: 1515.
1939 gab es in Puppen 123 landwirtschaftliche Betriebe: 85: 0,5-5 ha, 15: 5-10 ha, 14: 10-20 ha, 8: 20-100 ha, 1: über 100 ha. Die Industrie war mit drei Sägewerken vertreten: Reschop, Produktionsmenge 900 Festmeter, Rudnick: 7500 Festmeter, Garske 1500 Festmeter. Die in der Statistik verzeichneten 702 Arbeiter waren z. T. in den Sägewerken tätig, zum überwiegenden Teil fanden sie Beschäftigung in der Forst. Auch die Bauern des Ortes waren auf den Nebenverdienst durch Holzfahren ("Holzrücken") angewiesen, da der sandige Boden nicht sehr ertragreich war. Im Dorfe befanden sich zwei Gasthäuser: Otto Hensel und Gustav Jaschinski. Das Handwerk war durch eine Tischlerwerkstatt (Karl Kobuß) und eine Fleischerei (Richard Tuttas) vertreten.
- Klein Puppen (am Nordwestufer des Puppener Sees gelegen). Nach dem Gründungsprivileg vom 14. Februar 1671 erhielt der Beutner Andres Dworsnik aus Aweyden zwei H. 1699 wurden Johann Laser zwei kulmische Hufen verschrieben. Nach den Hufenschoßprotokollen 1717 ist die Gemarkung des Schatulldorfes sieben H 12 M 18 R groß. In den Bereisungsprotokollen des Jahres 1781 (Friedrichsfelder Prästationstabelle) werden "die Vermögensumstände in Klein Puppen als mittelmäßig" bezeichnet. Bei der Separation der Puppener Forst im Jahre 1787 erwarb die Dorfschaft vier Wiesen und fünf Scheffelplätze in Summa: 2 H 16 M 137 R magdeb. 1827 (Grundbuch) erwarb Schulz Johann Krosta 23 M 80 R preuß. in der Puppener Forst. 1835 wohnten in Klein Puppen fünf Schatullkölmer und zwei Erbpächter. 1932 werden im Ort zwei Güter, Luise Konopatzki (75 ha) und Gustav Schittek (54 ha), erwähnt.
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Kurwig: 1650 wird "das Gütchen Kurwig" (drei H kulm.) den Beutnern Martzinzik und Guseck verschrieben. In der Friedrichsfelder Prästationstabelle 1781 werden die Vermögensumstände als sehr elend bezeichnet, 1787 erwarben die Schatullwirte Paul Blasey und Thomas Danielzik bei der Separation der Puppener Forst eine H 28 M 24 R. Das Gesamtareal von Kurwig betrug zu diesem Zeitpunkt 3 H 28 M 178 R kulm. Die Friedrichsfelder Prästationstabelle 1835 verzeichnet drei Schatullkölmer und drei Schatullbauern auf 14 H 11 M 117 R preuß.
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Mühle Bystrz:
Das Gründungsprivileg ist am 30. September 1751 ausgestellt. Friedrich der Große verschrieb dem Gottfried Brückner eine Hausmühle mit zwei unterschlächtigen Mahlgängen am Bystrzfluß. Die Friedrichsfelder Prästationstabelle 1835 erwähnt acht H fünf M 118 R preuß., die von einem Erbpächter und zwei Schatullbauern bewirtschaftet wurden. 1922 wird Bystrz als zur Gemeinde Puppen gehörend (46 ha) erwähnt.
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Puppen-Theerofen:
Die Friedrichsfelder Prästationstabelle 1805 verzeichnet im Etablissement Theerofen vier Theerbrenner auf Scheffelplätzen.
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-9. Die in der Übersicht der Wohnplätze erwähnten Forstbezirke wurden 1939 von folgenden Revierförstern verwaltet: Adamsverdruß: Louis Gragert, Bärenwinkel: Oskar Reichelt, Groß Puppen: August Beyer, Klein Puppen: Ernst Ritzki.
Kirchlich gehörte Puppen bis zum 30. Juni 1898 zu Friedrichshof. Dann wurden verschiedene Siedlungsgruppen zur Kirchengemeinde Puppen vereinigt. Die Kirche in Puppen wurde 1898 erbaut. Letzter Pfarrer vor der Vertreibung: Herbert Zinnau.
Die Dorfschule ist während der Regierung Friedrich Wilhelms I. gegründet. 1931 erhielt die Schule einen modernen Neubau, in dem sechs Klassen unterrichtet wurden.
Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Karl Kobuß folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden erschossen: Michael Bieber, Albert Böttcher, Anna Böttcher, Amalie Gisewski, Paul Ilgner, Wilhelm Jeglinski, Paul Jeglinski, Erich Losch, Marie Lattek, Adolf Ollech, Samuel Rokitta, Johann Rohmann, Wilhelm Teska. Verschleppt wurden 16 Personen, von denen acht in Rußland verstorben sind. Auf der Flucht starben 17 Personen. 54 Einwohner sind als Angehörige der Wehrmacht gefallen. 18 Soldaten werden vermißt.
Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Berichtigungen und Ergänzungen zu meiner 1967 erschienenen Abeit über "Die Landgemenden des Kreises Ortelsburg"
Puppen: Sägewerk: Reschop, Produktionsmenge: 9000 Festmeter. Gasthäuser: Artur Jung, Alfred Großmann, Otto Hensel. Kurhaus Dieblitztal. Im Ort waren vorhanden: 4 Gemischtwarenhandlungen, 1 Textilhaus, 4 Tischlereien, 1 Stellmacherei, 2 Schmieden, 3 Fieischereien, 2 Bäckereien, 1 Schrotmühle, 3 Sägewerke (Reschop, Rudnick, Garstka), 1 Fisrchereiunternehmen, 2 Schneiderwerkstätten, 1 Schusterwerkstatt. Von Russen erschossen wunden außer den im Buch Erwähnten: Paul Ilgner, Wilhelm Lattek.
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Ausbauhöfe:
1. Wilhelm Totzek
2. Karl Bednarz
3. Karl Kuschmierz
4. Emil Sokolowski
5. Gustav Schittek
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg