Landgemeinde Hamerudau   [Rudka]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Nach einer Vermutung von Saborowski a. a. O. S 110, die ich in keiner Quelle bestätigt gefunden habe, hat der Ort bereits 1446 bestanden. Einer im Ordensfolianten 262a enthaltenen Notiz zufolge wurden im Jahre 1485 Ländereien (1½ H Wald, ½ H Wiesenwachs) dem Nickel Eisenhammer verschrieben. In den Amtsrechnungen des 17. Jahrhunderts wird ein Ort Hammer-Rudau erwähnt. Wiederholt findet sich in diesen Quellen die Bemerkung: "14 Huben, davon 10 Huben wüst, die Huben sind ganz verwachsen und unurbar". Die Ortelsburger Amtsrechnung 1700 weist darauf hin, daß von den 14 Huben nur drei mit den Wirten Ochrien, Badorrek und Koslik besetzt sind. "Diese Huben sind so beschaffen, daß auf zwei Hufen nicht sechs Scheffel Korn ausgesät werden können, Sommergetreide gar nicht, weil der Boden fliegender Sand ist. Die Wirte können weder Halmschoß noch Servis zahlen, weil sie vor Instleute gehalten werden. Sie haben kein ander Pflicht, als daß sie bei der Mühle daselbst scharwerken". Die Ortelsburger Amtsrechnung 1723 enthält die Notiz: "Dieses Dorf ist ganz wüst". Wesentliche Fortschritte in der Erschließung der "wüsten Bauernhuben" sind im friderizianischen Zeitalter festzustellen. Die Ländereien des Dorfes (7 H) wurden sechs Assekuranten erbverschrieben. Die Bauern Michael Badorrek, Martin Broda, Johannes Sawka, Michael Szepan, Jan Ochrie, Fritz Koslowski schufen in den nächsten Jahren auf den ihnen zugewiesenen Ländereien lebensfähige Bauernhöfe. 1777 wird eine Wassermühle (2 H 5 M 110 R magdeb.) dem Jakob Gorontzi vererbpadrtet. Die wirtschaftliche Entwicklung scheint in den nächsten Jahrzehnten keinen ungünstigen Verlauf genommen zu haben. Denn im Jahre 1808 erwarb die Dorfschaft den "Waldort Prussow-Borek" in den Jagen 341, 367, 368 und 394 in der Forst Friedrichsfelde. Nach weiteren Erwerbungen umfaßte die Dorfgemarkung 1840 (Ortelsburger Prästationstabelle) 1792 M 41 R preuß. Die mit der Separation verbundenen Maßnahmen führten wie in anderen Dörfern zu einer Vermehrung der Bauernhöfe (1852: 12 Wirte) und einer Erschließung der Außenschläge der Dorfgemarkung. Vor allem wurden die Ländereien südöstlich des Dorfes beiderseits der Straße Hamerudau-Preußenwalde (Prussowborrek) erschlossen und in intensivere Nutzung genommen. Es seien die Bauernhöfe von Wilhelm Kirstein, Rudolf Rayzif, Julius Bork, Wilhelm Weigel, Gustav Jestzinski, Friedrich Sewz erwähnt. Die Aufwärtsentwicklung in den wirtschaftlichen Betrieben wurde durch die Regulierung des oberen Waldpuschflusses von Ortelsburg bis Hamerudau 1915 (mit Hilfe des Posener Patenfonds) und 1934/35 durch den endgültigen Ausbau des Waldpuschflusses, dessen Querschnitte beim ersten Ausbau nicht breit und tief genug vorgesehen waren, wesentlich gefördert. Im Dorfe gab es 43 landwirtschaftliche Betriebe: 15: 0,5-5 ha, 11: 5-10 ha, 11: 10-20 ha, 6: 20 bis 100 ha. Unter ihnen waren 12 Ausbauhöfe. Seitens der Kreisverwaltung wurde der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse große Aufmerksamkeit geschenkt. 1926 wurde die Chaussee Ortelsburg-Preußenwalde (Prussowborrek) gebaut, 1934/35 die Wege Ortelsburg nach Worfengrund und Ortelsburg nach Hausmühle durch Kiesschüttung fahrbar gemacht.

Schulisch gehörte Hamerudau bis 1912 dem Gesamtschulverband Worfengrund an. 1913 erhielt das Dorf ein neues Schulgebäude, in dem zwei Klassen unterrichtet wurden.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Emil Leyßner folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen wurden ermordet: Altsitzer Friedrich Nickel und Rentner Gottlieb Sender. Verschleppt wurden Friedrich Badorrek, Julius Bork, Friedrich Knizia, Otto Kirchstein, Michael Ladda, Samuel Tchorz, Emil Weigel. Sie sind nicht zurückgekehrt. Auf der Flucht kamen acht Personen ums Leben. 20 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Sechs Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Rudolf Rayzik   2. Julius Bork   3. Michael Witulski   4. Friedrich Zimzik   5. Wilhelm Weigel   6. Wilhelm Kirstein   6a. Gustav Jestremski   7. Friedrich Annuss   8. Wilhelm Kositzki   9. Jakob Masuch   10. Friedrich Sewz

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg