Landgemeinde Anhaltsberg   [Łysa Góra]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

In dem stark kupierten Waldgelände westlich des Großen Schobensees trieben zu Beginn des 18. Jahrhunderts - für diese Zeit liegen die ersten Nachrichten vor - Aschbrenner und Teerschweler ihr Gewerbe. Die Aschbrenner hausten in Gruppen von zwei bis fünf Familien in primitiven Erdhütten, den sogenannten "Nahrlöchern" solange an einer Stelle, bis der Holzvorrat in der näheren Umgebung der Aschbude erschöpft war. Dann zogen sie in ein neues Revier. Die Teerschweler waren seßhafter, weil der Aufbau eines Teerofens nicht so leicht zu bewerkstelligen war wie die Anlage einer Aschbude. Die durch die Tätigkeit der Aschbrenner und Teerschweler entstandenen Waldlichtungen wurden gelegentlich in Zeitpacht ausgetan. Diese Landstücke wurden "Scheffelplätze" genannt, weil der Pachtzins nicht auf Grund einer regelrechten Vermessung, sondern nach der in Scheffeln geschätzten Aussaatmenge bestimmt wurde. Seit der Forstordnung 1775 verstärkte sich das Bestreben der zuständigen Behörden, in der Forst eine Bereinigung vorzunehmen und der Entwicklung, die auf eine Auflösung der Forst hinsteuerte, Einhalt zu gebieten. In zahlreichen Eingaben an die Domänenkammer wurde der Wunsch geäußert, dem Treiben der Aschbrenner Einhalt zu gebieten und zur Anlage von Dörfern durch Zuteilung von Zusatzländereien überzugehen.

Diese Bestrebungen gewannen im Raum der Anhaltsberger Forst erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Boden. Am 27. Mai 1831 wurden 897 M 26 R im Jagen 6 der Korpeller Forst an neun Kolonisten zu Eigentumsrechten ausgetan. Es waren folgende Wirte: Christian Puzicha, Michael Gnadt, Christoph Sagromski, Michael Sylla, Samuel Naroska, Michael Sabottka, Adam Koslick, Michael Denda und Christoph Paszia. Jeder der Wirte erhielt 89 M preuß. 1848 zählte das Dorf 95 Einwohner. 1939 waren in Anhaltsberg 16 landwirtschaftliche Betriebe: 11: 0,5-5 ha, 4: 5-10 ha, 1: 15 ha. Die Dorfschule war eine Gründung Friedrich Wilhelms II.

Anhaltsberg zählte zu den ärmsten Gemeinden des Kreises Ortelsburg. Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Adolf Leyk folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden Gustav Hertis und Gustav Klara verschleppt. Fünf Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen, zwei Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Anhaltsberg hatte keine Ausbauhöfe.

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg