Landgemeinde Erben   [Orzyny]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Das Gut Erben gehörte zu den von Heinrich Reuß von Plauen den Gebrüdern Küchmeister von Sternberg am 12. März 1468 verschriebenen Rittergütern. Es umfaßte zur Zeit der Gründung 60 H kulm. In den folgenden Jahrzehnten haben die Besitzer des Gutes wiederholt gewechselt, auch die Größe war vielen Änderungen unterworfen. So war nach den Hufenschoßprotokollen 1717 das Gut zwischen Hans Wilhelm Küchmeister von Sternberg (29 H 20 M), den Siegmund Küchmeisterschen Erben (17 H 16 M) und Christoph von Berkhahn (12 H 15 M) aufgeteilt. In dem zum Gut gehörenden Bauerndorfe wohnten 25 Bauern und neun Gärtner. Um 1780 war das Gut im Besitz der Familie von Rosenberg, um 1800 im Besitz der Familie von Lenski. Im 19.Jahrhundert wurden "auf den adeligen Ländern des Gutes Erben drei Vorwerke gegründet: 1. das Vorwerk Annaberg am 23. Dezember 1841, 2. das Vorwerk Antonienhof 9. Mai 1853, 3. das Vorwerk Hermannshof (9. Mai 1853)". Eigentümer des 1001 ha großen Gutes waren seit 1900: Freiherr von Paleske, Gräfin von Mirbach (Sorquitten). Im Herbst 1912 kaufte Fritz Wilke aus Stolp in Pommern das Rittergut. Weihnachten 1917 übernahm Rudolf Wilke den Besitz. Im Frühjahr 1930 kaufte die Ostpreußische Bau- und Siedlungsgesellschaft Königsberg i. Pr. Teile des Gutes zu Siedlungszwecken auf. 175 ha Gutswald (auf der ostseite des Lensksees gelegen), zu Siedlungszwecken nicht geeignet, wurden an den Kreis Ortelsburg zur Aufforstung verkauft.

Erben war vor 1927 verwaltungsmäßig zwischen dem Dorf Erben (226 ha, 225 Einwohner) und dem Gutsbezirk Erben (1001,9 ha, 161 Einwohner) aufgeteilt. Seit der Auflösung der Gutsbezirke wurden Dorf und Gut zu einer Landgemeinde vereinigt. 1939 waren in Erben 79 landwirtschaftliche Betriebe: 18: 0,5-5 ha, 23: 5-10 ha, 26: 10-20 ha, 12: 20 bis 100 ha. Unter ihnen befanden sich zwölf Ausbauhöfe.

Die im Zeitalter Friedrichs des Großen gegründete Schule erhielt 1922/23 einen modernen Neubau. 1939 hatte sie drei Klassen.

Die Verkehrsverhältnisse der Landgemeinde wurden durch den Ausbau der Straße Flammberg (Opalenietz)-Ortelsburg-Bischofsburg wesentlich verbessert.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Rudolf Szielinski folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden 17 Einwohner verschleppt. Sieben Personen kamen auf der Flucht ums Leben. 32 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Sieben Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Annaberg: Heinrich Quoß,  Ludwig Senff,  Adam Masuch   2. Antonshof: Johann Kraska,   Gottlieb Piechottka   3. Hermanshoft: Johann Dernbowski   4. Horst Konietzko   5. Wilhelm Dutz   6. Gustav Serowy   7. Albert Adamski   8. Karl Juse   9. Jakob Berg   10. Fritz Hertis   11. Johann Serowy

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg