Die Fundationshandfeste dieses 50 H großen Zinsdorfes ist nicht erhalten. Eine Erneuerungsurkunde aus der Mitte des 15. Jahrhunderts (1455) nennt Komtur Walpot von Bassenheim als Aussteller der Primordialverschreibung (Privilegienbuch 282). In der Ortelsburger Amtsrechnung 1615 ist die Dorfgemarkung 50 H groß, davon hat Daniel Neumann acht H, 42 Hufen werden von 21 Bauern genutzt, die von jeder H sieben Mark zinsen. In der Ortelsburger Amtsrechnung 1687 findet sich folgende Notiz: "Acht Hufen des Dorfes werden zum Vorwerk geschlagen, 42 Hufen halten die Bauern, davon sind 30 Hufen wüst." Die Ortetsburger Amtsrechnung 1700 unterscheidet zwischen dem acht H großen Vorwerk, wo die Bauern von Klein Ruttken, Scheufelsdorf und Gonschorowen scharwerken, und dem 42 H großen Dorf, in dem 24 H wüst sind. 18 H sind mit neun Scharwerksbauern besetzt. In der Zeit von 1751-1783 werden die wüsten Hufen mit Assekuranten besetzt. Es entstehen fünf lebensfähige Bauernhöfe: Michael Kendzorra, Johann Rehatz, Johana Pietzka, Mathes Sembek, Joseph Piotrowski. Die Vermögensumstände werden als "mittelmäßig" bezeichnet. 1784 wird das Vorwerk Schützendorf an Amtmann Kopka vererbpachtet. 11 Bauern werden scharwerksfrei und Hochzinser. Die Gemeindeauseinandersetzung ist 1841 auf einer Fläche von 3196 M 94 R abgeschlossen. Der Separationsrezeß erwähnt 20 Wirte (einen Kölmer, Christian Willam, sieben Assekuranten und 12 Hochzinser) und zwei Schullehrer. Für die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes wurde die 1901 gegründete Dränagegenossenschaft Schützendorf bedeutsam. Bisher versumpfte Wiesenflächen wurden trocken gelegt. 1938 wurden 31 Prozent mehr Flächen genutzt als 1900. Vor allem wurden die Außenschläge der Dorfgemarkung in Kultur genommen. Zahlreiche Bauern legten ihre Höfe auf der neu gewonnenen Fläche an. 1928 wurde das 200 ha große Gut Ernst Hippel von der Ostpreußischen Bau- und Siedlungsgesellschaft aufgesiedelt. Auf der Gutsfläche entstanden 18 Siedlerhöfe. 1939 gab es in Schützendorf 72 landwirtschaftliche Betriebe: 17: 0,5-5 ha, 22: 5-10 ha, 22: 10-20 ha, 11: 20-100 ha. Eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse (Ausbau der Straße bis zur Bahnlinie 1923, Chausseeneubau Schützendorf-Schwirgstein, 1926) trug zur Aufwärtsentwicklung der Landgemeinde bei. Das Gewerbe war in Schützendorf durch folgende Betriebe vertreten: Max Ollech (Gastwirtschaft), Julius Nickel (Fleisch- und Wurstwaren), Adam Kolodzey (Bahnhofswirtschaft), An- und Verkaufsgenossenschaft (1930: Erweiterungsbau), Alfred Falk (Bauunternehmer), Gustav Gers (Stellmacherei), Wilhelm Jägertal (Malermeister), August Radek (Bauunternehmer), Emil Wenzelnik (Schneiderbetrieb), Kalksandsteinwerke (W. Grzella).
Die Schule wurde von König Friedrich Wilhelm I. gegründet. 1901 wurde ein neues Schulgebäude gebaut, in dem in zwei Klassen etwa 100 Schüler unterrichtet wurden.
Über das Schicksal der Dorfgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges entnehmen wir einem Bericht von Karl Kullik folgende Angaben: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden ermordet: Friedrich Denda, Gustav Hinz, Emilie Lipinski, Franz Neumann, Eduard Nischk, Helene Rohmann, Julius Nickel, Minna Prella, Christel Prella, Gottlieb Sczepan, Martha Weihrauch, Friedrich Gatza, Johann Klein, Minna Makrutzki, Sophie Neumann, Christian Opalka, Martha Rohmann, Karl Pawelzik, Ursel Prella, ein zweijähriges Kind Prella, Karl Upadek. 15 Personen wurden verschleppt, vier starben auf der Flucht. 22 Einwohner sind als Angehörige der Wehrmacht gefallen, 13 Soldaten werden vermißt.
Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Schützendorf: Unter den Gewerbebetrieben sind außer den im Buch erwähnten zu nennen: die Schmiedebetriebe von Wilhelm Lipka und Willy Wittkowski.
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Ausbauhöfe:
1, Emil Koppel (Bauer)
1a. Otto Doweit (Werkmeister)
1b. August Plüschke (Rentner)
und Kalksandsteinwerke
2. Friedrich Brienda, Landwirt
Nowoczien, Landwirt
Paul Krause, Landwirt
Julius Czymmek, Landwirt
Samuel Gorniak, Landwirt
Fritz Lams, Landwirt
3. Wilhelm Olschewski, Landwirt
4. Julius Passauer, Bauer
4a. Rudolf Purtzki, Bauer
5. Marie Lipinski, Bäuerin
6. Franz Neumann, Bauer
7. Julius Opalka, Bauer
8. Franz Taube, Bauer
9. Erich Kleinschmidt, Lanrdwirt
9a. Theresia Bormann, Landwirtin
10. Albert Nikutta, Landwirt
11. Karl Pawelzik, Bauer
Emil Hinz, Bauer
12. Fritz Wittek, Bauer
13. Gustav Gerß, Landwirt
13a. Gustav Schimanski, Landwirt
14. Gustav Romotzki, Landwirt
August Gallmeister, Bauer
15. Ernst Schwarz, Landwirt
16. Friedrich Hensellek, Landwirt
Gottlieb Upadek, Landwirt
Gustav Pajong, Landwirt
17. August Weihrauch, Landwirt
18. Johann Klein, Baurer
Rudolf Klara, Landwirt
19. August Dost, Bauer
August Waschulewski, Bauer
20. Emil Posdzich, Bauer
21. Karl Trzaska, Bauer
22. Gustav Schäfer, Bauer
An- und Verkaufsgenosssenschaft
22a. Wohnhaus von August Dahlmann mit zwei Mietern
23. August Novoczien, Landwirt
Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg