Landgemeinde Ulrichsee (Seelonken)   [Zielonka]

Aus Geschichte, Wirtschaft und Kultur

Die Gründungsurkunde von Seelonken ist nicht mehr vorhanden. Nach einer Notiz des Ortelsburger Grundbuches (Ostpr. Fol. 15 584) verlieh Hochmeister Ulrich von Jungingen "seinem getreuen Preiwis 1408 (am nächsten Freitag vor dem Sonntag Invocavit) 12 Hufen zu cöllmischem Recht" mit der Verpflichtung, einen redlichen Dienst zu allen Heerfahrten und Geschreien zu stellen und das Pflugkorn, ein Krampfund Wachs und einen cöllmischen Pfennig an das Amt Ortelsburg abzuführen. Ihm wurde die freie Fischerei im Sylvensee zu Tisches Notdurft zuerkannt. Eine Bestätigung diesesPrivilegs erteilte ihm auf seinen Wunsch, "weil die Gründungsurkunde verloren gegangen sei", Hochmeister Paul von Rußdorf im Jahre 1427. In der Ortelsburger Amtsrechnung 1539 werden im kölmischen Dorfe Seelonken zehn Haushaltungen erwähnt. 1615 umfaßte die Dorfschaft Schelonken 20 H 25 M kulm., die von acht Wirten genutzt wurden. Größe der Dorfgemarkung und Zahl der Kölmer haben sich bis zum Ende des 17. Jahrhunderts nicht geändert. In der Ortelsburger Amtsrechnung 1700 heißt es u. a.: "Die Innwohner haben 25 Morgen culm. zwischen Lehmanen und Waldpuschsee zur Viehtrift erkauft und bezahlt. Außerdem haben sie die Weideberechtigung in der angrenzenden Forst. Ihre Vorfahren haben die Postfuhren auf sich genommen und sind daher vom Scharwerk befreit." Die Pestjahre 1709/11 forderten im Dorfe große Opfer. Die Ortelsburger Prästationstabellen 1715 sprechen von 12 "wüsten, unbewirtschafteten Hufen".

Eine Aufwärtsentwicklung bahnte sich im friderizianischen Zeitalter an. Die "wüsten Huben" wurden acht Assekuranten verschrieben: Vier Gebrüder Borck (Martin, Christoph, George und Jakob), Jan Kucklack, Jan Lomoth, Adam Naugarth und Mathes Witkowski. Die Ortelsburger Amtsrechnungen des Jahres 1787 verzeichnen 13 Kölmer. Die wirtschaftlichen Unstände werden als sehr mittelmäßig bezeichnet. Im Jahre 1824 waren im Dorf 16 Kölmer vorhanden, die 1469 M preuß. bewirtschafteten. Die Separation in Seelonken (Rezeß vom 18. April 1830) führte zu einer Aufhebung der überlieferten sozialen und wirtschaftlichen Verfassung, zu einer Privatisierung des Bodenrechtes und damit wie in anderen Dörfern zu einer Vermehrung der Bauernstellen. Während bisher die Feldmark von Gebäuden freiblieb, wurden nun in den Außenbezirken der Dorfgemarkung "Ausbauhöfe" angelegt. So entstand z. B. am 5. Februar 1856 das Gut Linden (Seelonken). Es gab in Ulrichsee 34 landwirtschaftliche Betriebe: 4: 0,5-5 ha, 6: 5-10 ha, 13: 10-20 ha, 11: 20-100 ha. Einige dieser Höfe entstanden 1900-1910 nach Aufteilung der Güter Linden und Waldpusch. Im Dorfe befanden sich zwei Handwerksbetriebe: Karl Kontor und Fritz Waschulewski. Viele Einwohner fanden Beschäftigung in Ortelsburger Betrieben und in der nahegelegenen Forst.

Die im Zeitalter Friedrich Wilhelms I. gegründete Dorfschule erhielt einen Neubau 1910/11.

Über das Schicksal der Landgemeinde am Ende des Zweiten Weltkrieges liegen folgende Nachrichten vor: Beim Einmarsch der Russen im Januar 1945 wurden erschossen: Goers, Christoph und Emil Nistal. Vier Personen wurden verschleppt. 23 Einwohner sind als Wehrmachtangehörige gefallen. Zwei Soldaten werden vermißt.

Max Meyhöfer in "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1984 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg



Ausbauhöfe:   1. Paul Samsel   2. Gertrud Goers   3. Johann Wizorreck   4. Gustav Jewski   5. Wilhelm Sonnak   6. Michel Reinhold   7. Ludwig Jerrosch   8. Gustav Nistal   9. Johann Lamek   10. Paul Dziarstek   11. Friedrich Samorski (Feldscheune)

Ausbauhöfe im Ortsteil Waldpusch:   I. Johann Kiy   II. Michel Galla   III. Johann Dietzek   IV. Richard Böttcher (Fischerei)   V. Johann Osigus   VI. Wawrczenecz (früher Wiwianka)   VII. August Purz (Feldscheune)   VIII. Jerornin   Zu IX. Friedhof der Gemeinde Ulrichsee

Ergänzungsband "Die Landgemeinden des Kreises Ortelsburg" © 1971 by Kreisgemeinschaft Ortelsburg