Heimattreue Landsleute aus Friedrichshof und Wilhelmshof waren am 28. Mai 1995 im Saalbau unserer Patenstadt Herne (Wanne-Eickel) zusammengekommen, um der Gründung ihrer Heimatdörfer vor 350 Jahren zu gedenken. Aber auch Landsleute aus den Nachbargemeinden Farienen, Lindengrund, Langenwalde, Groß Blumenau, Neuwiesen und Wildheide ließen es sich nicht nehmen, an diesem besonderen Tag dabeizusein.
In seiner Begrüßung wies Erich Sadlowski auf die besondere Bedeutung dieses Heimattreffens, und zwar anläßlich des 350jährigen Jubiläums, hin. Sein besonderer Gruß galt dem Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft Ortelsburg, Edelfried Baginski und Dieter Künne vom Kulturamt der Patenstadt Herne. In seiner anschließenden Ansprache ging Edelfried Baginski auf die unrechtmäßige Vertreibung der Menschen aus Ostdeutschland vor 50 Jahren ein. Des weiteren würdigte er die Tapferkeit der in Ostpreußen kämpfenden deutschen Soldaten. Trotz der ausweglosen Lage hätten sie alles gegeben, um den Menschen die Flucht vor der Roten Armee zu ermöglichen. Wenn dies auch nur zum Teil gelang, so verdanken doch viele ihr Leben den Soldaten aus allen Wehrmachtsteilen.
Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, hatte eine Grußbotschaft geschickt, die mit viel Beifall aufgenommen wurde. Nach der Ansprache des Kreisvorsitzenden wurde der Toten gedacht. Die Worte zum Gedenken der Toten sprach Elisabeth Kröhne-Gramatzki begleitet vom Glockengeläut einer heimatlichen Kirche. Außerdem ging Elisabeth Kröhne näher auf die Gründung und den Werdegang der beiden Dörfer bis zur Vertreibung im Jahr 1945 ein.
Anläßlich des Heimattreffens hatte Erich Sadlowski eine kleine Sammlung von Landkarten, Fotos und Dokumenten aus dem Kirchspiel Friedrichshof vorbereitet. Ein naturgetreues Modell vom Dorf Wilhelmshof bereicherte die Aussteilung, der viel Beachtung geschenkt wurde.
Entsprechend der Bedeutung dieses Tages war auch der Saal geschmückt. Dies war nur möglich geworden durch großzügige Spenden einiger Landsleute.
Ob in der Vergangenheit ein Gründungsjubiläum in Friedrichshof und Wilhelmshof begangen worden ist, ist nicht überliefert. Aus den bekannten Gründen konnte das 300jährige Jubiläum (1945/46) nicht gefeiert werden. Wir sind uns alle sicher, daß bei Erhalt unserer Heimat dieses Jubiläum mit einer Festwoche begangen worden wäre. Leider war uns dieses nicht vergönnt, und so mußten wir uns 50 Jahre später mit einer bescheidenen Gründungsfeier an einem fremden Ort zufriedengeben.
Nach dem offiziellen Teil des Heimattreffens saßen die Landsleute noch lange zusammen, um in Erinnerungen an Vergangenes zu schwelgen, das bei manchen schon in Vergessenheit geraten war.
Wenn man ein Jubiläum begeht, dann hält man im allgemeinen auch eine kleine Rückschau auf den Jubilar. So wollen wir es auch mit unseren Jubilaren Friedrichshof und Wilhelmshof halten. Über den Werdegang der beiden Dörfer ist ausführlich in den Dorfchroniken "Friedrichshof das Dorf an der Grenze" und "Wilhelmshof ein Dorf in Ostpreußen" berichtet worden. Wir können uns daher auf den geschichtlichen Teil beschränken.
Wie schon aus den am Ende dieses Artikels gezeigten Urkundenabschriften zu ersehen ist, erfolgte die Gründung der beiden Dörfer fast zur gleichen Zeit, nämlich Friedrichshof 1645 und Wilhelmshof 1646. Es kann davon ausgegangen werden, daß die Entwicklung der beiden Bauerndörfer am Anfang ähnlich verlief. Während Wilhelmshof, sieht man von den später entstandenen zwei Ziegeleien ab, auch danach immer ein Bauerndorf geblieben ist, hat Friedrichshof im Laufe der Zeit eine etwas andere Richtung eingeschlagen.
Es begann damit, daß Friedrichshof durch ein königliches Reskript (Erlaß) vom 22. Oktober 1789 zum Marktflecken erhoben wurde. Durch die Genehmigung von Wochen- und Jahrmärkten gewann der Ort immer mehr an Bedeutung. Die Zahl der niedergelassenen Handwerks- und Industriebetriebe und anderer Gewerbetreibenden vergrößerte sich zusehends. Zur wirtschaftlichen Enrwicklung trug auch der "kleine Grenzverkehr" mit Rußland/Polen zu Anfang des 20.Jahrhunderts bei. Begünstigt wurde dieser Handelsverkehr durch die große Chaussee, die von Ortelsburg über Friedrichshof zur Reichsgrenze (Zollstation) führte. So erhielt Friedrichshof mit der Zeit einen kleinstädtischen Charakter.
Von den beiden Orten Friedrichshof und Wilhelmshof erfolgte die weitere Besiedlung des südöstlichen Teils des Kreises Ortelsburg. Abgesehen von kleinen Feuerstellen, die durch Pottaschebrennereien entstanden waren, war das ganze Gebiet Wildnis. Für die Siedler ein schwerer Beginn, sich aus diesem Urwald eine Existenzgrundlage zu schaffen. Aber mit viel Fleiß und persönlicher Bescheidenheit wurde eine Kulturlandschaft geschaffen. Leider blieben Rückschläge nicht aus. Neben den Mißernten, die von Zeit zu Zeit auftraten, waren es die feindlichen Überfälle durch die östlichen Nachbarn, die ein stetiges wirtschaftliches Wachstum verhinderten. Im 2.Schwedisch-Polnischen Krieg (1654-1660) wurde Masuren schwer heimgesucht. Die Polen, die sich mit den Tararen verbündet hatten, zogen mordend und brandschatzend durch das Land. Anschließend wütete die aus dem Osten eingeschleppte Pest in Ostpreußen. Besonders in den Jahren 1709-1711 forderte sie viele Menschenopfer. Etwa ein Drittel der Bevölkerung starb an der furchtbaren Seuche.
Erneute Leiden kamen über das Land, als die Russen während des Siebenjährigen Krieges 1758 Ostpreußen in ihren Besitz nahmen. Schon damals wollte Zarin Elisabeth Ostpreußen in das russische Reich einverleiben. Durch Zwangsabgaben in Form von Geld und Naturalien an die russische Armee hatte besonders die Landwirtschaft zu leiden.
Das gleiche wiederholte sich im unglücklichen Krieg von 1806/07. Nur waren es diesmal französische Truppen, die das Land ausbeuteten. Die Drangsalierungen erreichten ihren Höhepunkt, als Napoleon 1812/13 mit seiner Armee nach Rußland marschierte. Aus der Bevölkerung wurde das Letzte herausgepreßt, damit die gewaltigen Truppenmassen verpflegt werden konnten. Aber schon ein Jahr später trat die bisher so siegreiche Armee geschlagen ihren Rückzug an. Teilweise artete der Rückzug in wilde Flucht aus, hart bedrängt von den nachfolgenden Russen unter Kaiser Alexander I.
Und wieder war es unsere Heimat, die in schwere Mitleidenschaft gezogen wurde. Sollte die Not denn kein Ende nehmen? Die Menschen waren schon mutlos geworden von dem vielen Leid, das sie bis jetzt erfahren mußten. Hoffnung kam erst auf, als der preußische General Yorck in der denkwürdigen Ständeversammlung am 5. Februar 1813 in Königsberg zum Freiheitskampf aufrief. Eine riesige Begeisterung überkam das Land. Die Opferbereitschaft der Bevölkerung war groß, galt es doch, die verhaßte Fremdherrschaft abzuschütteln. Nachdem die Befreiungskriege siegreich beendet werden konnten, brach für unsere Heimat ein hundertjähriger Frieden an.
Der russische Panslawismus, der sich schon in früheren Zeiten zum Ziel gesetzt hatte, große Teile Ostdeutschlands in seinen Machtbereich einzugliedern, war mit einer der Gründe, die zum Ausbruch des 1.Weltkrieges führten. Damit ging eine lange Periode des Friedens zu Ende.
Mit dem Einmarsch der russischen Truppen in Osrpreußen im Jahr 1914 begann erneut eine schwere Zeit. Um sich vor den Übergriffen der russischen Truppen in Sicherheit zu bringen, begaben sich große Teile der Zivilbevölkerung auf die Flucht. Die Behandlung der zurückgebliebenen Bevölkerung durch das russische Militär war unterschiedlich, eine erträgliche Behandlung wechselte mit schweren Übergriffen ab. Im Kreis Ortelsburg wurden 130 Bewohner von den Russen ermordet. Weitere 200 wurden verschleppt, von denen 20 nicht wieder heimkehrten. Trotz der relativ kurzen Zeit, in der sich die russische Truppe im Kreisgebiet befand, war der Kriegsschaden sehr hoch. Durch Brandschatzungen wurden teilweise ganze Orte zerstört. Auch Friedrichshof gehörte zu den Ortschaften, die erheblich zerstört waren. Hinzu kam noch, daß die Russen große Viehherden mitnahmen.
Sofort nach der Vertreibung der russischen Truppen aus Ostpreußen begann der Wiederaufbau der zerstörten Städte und Dörfer. Zu diesem Zweck hatten sich im Reich Patenschaften gebildet, die auf verschiedene Weise den Aufbau unterstützten. So konnte der Wiederaufbau auf dem Land schon 1920 als beendet angesehen werden. Welch eine großartige Leistung in einer schweren Zeit. Im Gegensatz zu Friedrichshof hatte Wilhelmshof im 1. Weltkrieg sehr geringe Schäden an Wohn- und Wirtschaftsgebäuden zu beklagen. Auch in Friedrichshof schritt der Wiederaufbau zügig voran. Nach Abschluß der Arbeiten entstand ein schönes Dorf, so wie wir es noch heute in Erinnerung haben.
Der verlorene Krieg weckte die Begehrlichkeit der Polen, sich deutsches Reichsgebiet anzueignen. Mit einem besiegten Deutschland, das fast ohne Schutz dastand, glaubten sie ein leichtes Spiel zu haben. Nachdem sie sich schon widerrechtlich die Provinz Posen, Teile von Oberschlesien und Danzig angeeignet hatten, versuchten sie auch den südlichen Teil von Ostpreußen in ihren Machtbereich zu bekommen. Ferner glaubten sie, daß ihnen dann der nördliche Teil Ostpreußens, der ohne Südostpreußen wirtschaftlich nicht mehr lebensfähig war, auch zufallen würde.
Während sie die oben genannten Gebiete ohne Befragung der dort lebenden Bevölkerung in Besitz nahmen, mußten sie es dulden, daß die Südostpreußen selbst entscheiden sollten, in welchem Staat sie leben wollten. Am 11. Juli 1920 wurde unter der Aufsicht einer alliierten Kontrollkommission eine Volksabstimmung durchgeführt. In einem überwältigenden Bekenntnis zu Deutschland, das noch heute jeden Masuren mit Stolz erfüllt, stimmten für einen Verbleib bei Deutschland 98,2% aller Wahlberechtigten. In Friedrichshof wurde keine Stimme für Polen abgegeben.
Nach dem verlorenen Krieg brachen in Deutschland schwere Zeiten an. Besonders die Provinz Ostpreußen, die durch den sogenannten Korridor vom Reich getrennt war, hatte wirtschaftlich unter den Folgen zu leiden. Das änderte sich erst in den 30er Jahren, als es wirtschaftlich wieder aufwärts ging. Die Arbeitslosigkeit, die erschreckende Ausmaße angenommen hatte, ging stark zurück. Die Produktivität in der Wirtschaft nahm bedeutend zu. Die Menschen schauten wieder hoffnungsfroh in die Zukunft.
Dieser Aufschwung wurde jäh beendet, als der 2. Weltkrieg ausbrach. Über die Entstehung und den Verlauf dieses Krieges, der von dem überwiegenden Teil der Bevölkerung nicht gewollt war, ist schon viel geschrieben worden, so daß hier auf eine weitere Betrachtung verzichtet werden kann. Genauso verhält es sich mit dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte, der Vertreibung der ostdeutschen Bevölkerung aus ihrer Heimai die ab 1945 einsetzte. Nur soviel sei gesagt: Die Vertreibung gehört mit zu den größten Verbrechen, die in der Menschheitsgeschichte begangen wurde.
Heute leben die Menschen aus unserem Kirchspiel verstreut in ganz Deutschland, ja sogar in der ganzen Welt. Ein gemeinsames dörfliches Leben hat aufgehört zu bestehen. Was uns noch zusammenhält, ist die Erinnerung an die Heimat und das Gedenken an unsere Vorfahren, die sie für uns geschaffen haben ein Geschenk, das wir nicht behalten durften.
In unserer Rückschau wollen wir auch die Ev. Kirche von Friedrichshof einbeziehen, war sie doch der geistliche Mittelpunkt unseres Kirchspiels gewesen. Nachdem die erste, im Jahr 1665 erbaute Kirche abbrannte, wurde eine zweite als Fachwerkbau errichtet. Um 1870 wurde sie wegen Baufälligkeit abgebrochen. Die dritte Kirche, in gotischer Form gebaut, wurde am 15.Dezember 1885 eingeweiht. Auffällig an ihr war der hohe Turm, der weit in die Landschaft ragte. Beide Weltkriege überstand die Kirche ohne nennenswerten Schaden.
Alles ist die Summe der Vergangenheit und nichts läßt sich obne seine geschichtliche Entwicklung verstehen. Um unseren Weg in die Zukunft erkennen zu können, müssen wir wissen, woher wir gekommen sind. Heimat und Elternhaus sind ein unvergängliches Vermächtnis. Wohin wir auch gehen, tragen wir ein Stück unserer Heimat mit uns, die als Bestandteil unserer Vergangenheit auch unsere Zukunft beeinflußt. (Wernher von Braun, geboren 1912 in Wirsitz/Westpr., gestorben 1977 in den USA).
Von Gottes Gnaden Wir Friedrich Wilhelm Markgraf zu Brandenburg, des Heiligen Römischen Reiches Erzkämmerer und Churfürst in Preußen, zu Jülich, Cleve, Berg, Stettin, Pommerischer Herzog bekennen und thun kund vor unß, unseres Erbes und noch kommender Herrschaft, gegen Jedermanniglichen, in Sonderheit aber denen daran gelegen und solches zu wißen vonnöthen, daß wir auf Behandlung des Edlen unseres Forstmeisters zu Rhein, und lieben Getreuen Henrich Ehrentreich von Halle, unserem lieben Getreuen, Jacob Bieber, Zur Anlegung des Dorfes Friedrichowen genant, bey Roßogen im Ortelsburgischen Ambt, Sechzig Huben Damerau und Waldes eingegrenzet und Übergeben haben, Verbrieft und Verschrieben auch hiermit in Kraft dieses Briefes, solche Sechzig Huben benandten Biebers, als dem Schultzen, und anderen Benachbarten, als Einwohnern deßelben Dorfes Friedrichowen, in deren Grenzen, wir hier auf Anordnung unseres gedachten Forstmeisters, durch einen geschworenen Landmeßer, bestellt und begrenzet werden sollen, sambt allen noch darauf stehenden Holtze, ohne die Eichen, Erb und Ewiglich zu Köllmischen Recht Zubesitzen, Zugenießen und Zugebrauchen, diesergestalt und also daß er, Jacob Bieber, als ein Schultz, die anderen aber als Einwohner und Bauern deßelben Dorfes, von dato an auf Vier Jahrelang ganz frey wohnen mögen, damit sie um so viele Jahre einrichten können. Nach Außgang aber der Vier Jahre soll der Schultz zu dem Schultzenambt Sechs Huben von denselben Sechzig Huben, umb und vor Sechs Hundertmark, künftig jedes Jahr zurücklegen, bis dieselbe gezahlt sein, daneben das Kleine Schultzengericht im selbigen Dorfe Zuverwalten, und alldas seinige Zuthun, was andere Köllmische Frey Schultzen obliegiert, Die Einwohner und Bauern aber, von den übrigen Vier und fünfzig Huben, jeglicher Hube auf Martini, was man schreiben wirdt das 1649 Jahr zu Achtmark an Geldern, Ein Scheffel Roggen, Ein Scheffel Gerste, Ein Scheffel Hafer Ambtmaß jährlich Zu Zinsen, solches Schuldig und Verbunden, Die Eichen aber, so noch in derselben Sechzig Huben Grenzen vorhanden, die wir uns vorbehalten ohne unsere, oder unserer Befehlshaber Zulaß, zu fällen nicht benachrichtigt sein, Alles treulich und ohne gefordert.
Urkundlich und mit seiner Churfürstlichen Unterschrift vollzogen 23 February Anno 1645
Von Gottes Gnaden Wir Friderios Wilhelm Markgraf zu Brandenburg des Heiligen Römischen Reiches Erzkämmerer und Churfürst in Preußen, zu Jülich, Kleve, Berg, Stettin, Pommern, der Cassuben und Wenden, auch in Schlesien, zu Crossen und Jägerndorf Herzog, Burggraf zu Nürnberg, Fürst zu Halberstadt und Minden, Graf zu der Mark und Ravensburg, Herr zu Ravenstein bekennen und thun kundt vor unß, unseren Erben und noch kommender Herrschaft gegen Jedermanniglichen in Sonderheit aber denen daran gelegen, und solches zu wißen Vonnöthen, daß Wir auf Behandlung des Edlen unseres Preußischen Forstmeisters Hauptmann zu Rhein, und Erben getreuer Henrich Ehrentreich von Halle unserem Lieben Getreuen Hans Simon zur Anlegung des Dorfes Wilhelmmowo genandt im Ortelsburgischen Ambt bei Friedrichowo gelegen, Viertzig Huben Damerow und Waldes eingegrenzet und Übergeben haben, Verbriefen und Verschrieben auch hiermit, in Kraft dieses Briefes, solche Viertzig Huben benandten Hans Simon, als dem Schultzen, und anderen Benachbarten, als Einwohner deßelben Dorfes Wilhelmmowo in deren Grenzen, Wir hier auf Anordnung unseres gedachten Forsrmeisters, durch einen geschworenen Landmesser, bestellt und begrenzet werden sollen, sambt allen noch darauf stehenden Holtze, ohne die Eichen Erb und Ewiglich, zu Köllmischen Rechten Zubesitzen, Zugenießen und Zugebrauchen, diesergestalt und also, daß er Hans Simon als Schultz die anderen aber, als Einwohner und Bauern deßelben Dorfes, von dato an auf Vier Jahrelang, ganz Frey wohnen mögen damit sie sich um so viele Jahre einrichten können. Nach Außgang aber der Vier Jahre soll der Schultz zu dem Schultzenambt, vier Huben von denselben vierzig Huben, umb und vor Vier Hundertmark sind Jahr zu Jahr Hundert Mark baar Zurückzulegen, bis dieselbe gezahlt sein, daneben die Kleine Schultzengericht in selbigen Dorfe Zu verwalten, und all daß seinige Zu thun, als was andere Köllmische Frey Schultzen obliegiert, die Einwohner und Bauern aber, von den übrigen Sechs und dreißig Huben von jeglicher Hube auf Martini wan man schreiben wirdt daß Eintausend Sechshundert und Fünfzigste Jahr zu Achtmark an Geldern, ein Scheffel Roggen, Ein Scheffel Gerste, ein Scheffel Hafer Ambtmaß Jährlichen Zu Zinßen auch soll der Schultz als die Bauern des Schießens nach Wildbret, Wie es Einwohner geben mag, sich gäntzlich Zuenthalten und oft Sie einige Wilddieberein unseren Wildnißen erfahren und Vermerken würden dieselbe, als getreue Unterthanen signiert urd gebühret, an gehörigen Orth Zuberichten sollen Schuldig und verbunden, die Eichen aber, so noch in denselben Viertzig Huben Grenzen Vorhanden so die Wir unß Vorbehalten ohne unsere oder unserer Befehlshaber sonderlich Zulaß Zufällen, nicht benachrichtigt sein, Alles treulich und ohne gefordert. Urkundlichen mit unserer eigenhändigen Subskription und Churfürstlichen Decret bekräftigt gegeben zu Königsberg den Vier und zwanzigsten January Im Jahr Cristi Eintausend Sechshundert Sechs und Vierzig.
Friedrich Wilhelm Churfürst
(L.S.)
Erich Sadlowski Ortelsburger Heimatbote 1996 S. 22-27
Aus den Aufzeichnungen von Gustav Krahl aus dem Jahr 1898, der von 1866-1871 Rektor an der Schule in Friedrichshof war, erfahren wir so einiges über die Gründung des Kirchspiels Friedrichshof.
Da unsere nähere Heimat in früheren Zeiten wald- und wildreich war, wurden in Puppen (der erste Name war Poppen) und in Friedrichshof (das zuerst Rossocken hieß) um 1538 zwei Jagdbuden errichtet. Diese Jagdbuden wurden des öfteren von Herzog Albrecht von Preußen als Aufenthalt bei seinen Jagden aufgesucht, besonders in Zeiten, wenn in Königsberg die Pest wütete. Dazu schreibt Jan von Weißenfels, ein Geschichtsschreiber aus der damaligen Zeit: "Anno 1548 ungefähr um Martini hat Gott der Allmächtige eine grausame, geschwinde und erschreckliche Plage der Pestilenz über fast ganz Preußenland verhängt, so daß von obengenannter Zert bis wiederum auf Martini Anno 1549 in Königsberg an die 17.000 Menschen gestorben sind. Mein gnädiger Herr Markgraf hat deshalb sein Hoflager nach Poppen eingerichtet. So ist er auch bei der nächsten Pest, die 1564/65 wütete und 9.014 Opfer forderte, nach Poppen geflüchtet. Von dort ist er auch einigemale in der Jagdbude Rossocken gewesen."
Der Ortsnamevon Friedrichshof hat in Laufe der Zeit verschiedene Wandlungen erfahren. Aus Rossocken wurde Rossogen, erst bei der Dorfgründung im Jahre 1645 taucht der Name Friederichowen auf. Im 18. Jahrhundert veränderte sich die Schreibweise in Friedrichowen. Ab dem 15. April 1790 erscheint in den Kirchenbüchern erstmalig der Name Friedrichshoff. Die nächste und letzte Namensänderung war am 10. November 1850, von nun an hieß der Ort Friedrichshof, so wie er uns noch heute geläufrg ist.
Bei den Dorfgründungen von Friedrichshof und Wilhelmshof, die fast gleichzeitig erfolgten, gab es nur im nördlichen Teil des Amtes Ortelsburg Kirchen. Bis dahin mußten sich die im südlichen Teil lebenden evangelischen Einwohner an die Kirchen Aweyden, Ortelsburg, Rheinswein oder Willenberg, die römisch-katholischen Einwohner hingegen an die Kirche in Ostrolenka, späteran die Kirche im Jesuitenkloster in Myszyniec halten.
Daß unter solchen Verhältnissen die Kirchen nicht oft aufgesucht wurden, ist verständlich, und so waren die Menschen mehr oder weniger auf Hausgottesdienste angewiesen.
Um diesem Zustand ein Ende zu bereiten, erließ der Große Kurfürst im Jahre 1649 den Befehl, daß für die Dörfer in der Wildnis des Ortelsburgischen Amtes im Schattulldorf Friedrichowen eine Kirche gebaut und ein Pfarrer eingesetzt werden sollte.
In den Kirchenakten und Chroniken von Friedrichshof wird berichtet, wie der Bau der Kirchen vonstatten ging. Besonders über die Erstellung der zweiten Kirche liegen genaue Angaben vor. Die erste Kirche brannte im Jahre 1700 ab. Schon im gleichen Jahr ging man daran, eine neue Kirche zu errichten. Es ist interessant zu erfahren, wie sich damals die Baukosten im einzelnen zusammensetzten. Dies alles zu beschreiben, würde zu weit führen. Aber zum besseren Verständnis über die damaligen Handwerkslöhne will ich einen Handwerker herausgreifen, und zwar den Zimmermann Klatt aus Rössel: Für die Ausführung seiner Arbeiten erhielt er 1.000 Mark in barem Geld, 9 Mark in Gottespfennig (wahrscheinlich handelt es sich hier um die Sammlung einer Kollekte), 30 Mark für einen Ochsen, 72 Mark für vier Schweine, 48 Mark für vier Achtel Butter, 15 Mark für eine Tonne grobes Salz und 12 Mark für 12 Schock Käse: zusammen 1.186 Mark. Für das Heranschaffen des Zimmermanns und seines Handwerks aus Rössel waren zwei Fuhren erforderlich.
Die 1700 gebaute Kirche mußte wegen Baufälligkeit bereits im Jahre 1869 abgetragen werden. Im Jahre 1870 wurde ein Vorschlag zum Neubau gemacht. Das Grundstück für die neue Kirche wurde vom Bauern Plewka für den außerordentlich hohen Betrag von 5.400 Mark erworben. Es war nur den rastlosen Bemühungen des Pfarrers Heinrich Surminski, der sich um den Neubau große verdienste erworben hat, zu verdanken, daß die Bauvorbereitungen, die oft ins Stocken gerieten, soweit gefördert wurden, daß am 10. September 1882 die Grundsteinlegung der neuen Kirche stattfinden konnte. Die Einweihung der Kirche durch General-Superintendent Carus und Superintendent Dr. Bercio fand am 15. Dezember 1885 statt. Zu dieser Feierlichkeit waren neben anderen fast sämtliche Geistliche des Kreises und eine große Menschenmenge erschienen.
Was nun die räumliche Ausdehnung des Kirchspiels anbetraf, so ist diese nicht zu allen ZeiIen die gleiche gewesen. Bei der Gründung der Kirche gehörten zu ihr alle im Süden der Wildnis des Ortelsburger Amtes vorhandenen Ortschaften. Genannt werden Friederichowen, Willamowen, Liebenberg, Puppen, Theerofen, Schwentainen, Piassutten, Kreuzofen und Kurwien aus dem Johannisburger Amt. Piassutten und Schwentainen blieben nicht lange in diesem Verband. 1709 wurden sie unter Pfarrer Raphael Skerle vom Kirchspiel abgetrennt und der um diese Zeit entstandenen Kirche in Klein Jerutten zugewiesen. Jedenfalls erreichte das Kirchspiel Friedrichshof um 1820 seine größte Ausdehnung. Zu dieser Zeit gehörten dem Kirchspiel 44 Ortschaften an:
Anzahl der | Einwohner | |
1817 | 1824 | |
01. Adamsverdruß | 193 | 200 |
02. Aschbuden | 66 | 80 |
03. Anussowen | 3 | 24 |
04. Borken b. Farienen | 53 | 97 |
05. Bystrz | 26 | 37 |
06. Groß Blumenau | 90 | 150 |
07. Klein Blumenau | 31 | 42 |
08. Czysina | - | 24 |
09. Chatullecz | - | 20 |
10. Alt Czayken | 92 | 110 |
11. Neu Czayken | 72 | 180 |
12. Dziatken | 19 | 27 |
13. Erdmannen | 208 | 291 |
14. Eichwalde | - | 15 |
15. Friedrichshof | 747 | 983 |
16. Farienen | 374 | 476 |
17. Heydick | 133 | 168 |
18. Karpa | 164 | 195 |
19. Koczek | 21 | 31 |
20. Kowalik | 117 | 133 |
21. Kopitko | 7 | 13 |
22. Kreuzofen | 112 | 148 |
23. Kokosken | 33 | 69 |
24. Kurwik | 49 | 62 |
25. Groß Kurwien | 187 | 248 |
26. Klein Kurwien | - | 72 |
27. Lipniak b. Farienen | 18 | 28 |
28. Liebenberg | 503 | 592 |
29. Lipniak b. Liebenberg | 34 | 27 |
30. Groß Puppen | 82 | 100 |
31. Klein Puppen | 75 | 71 |
32. Puppen Theerofen | 45 | 64 |
33. Groß Spalienen | 213 | 234 |
34. Klein Spalienen | 111 | 136 |
35. Willamowen | 488 | 620 |
36. Wysokigrund | 37 | 153 |
37. Wystemp | 178 | 206 |
38. Zawoyken | 97 | 101 |
39. Zdunowen | 138 | 159 |
40. Zielonygrund | 58 | 12 |
41. Zimna | 8 | 12 |
42. Zysdroy | 6 | 9 |
43. Kaczmarski Reczysko | 15 | - |
44. Wysegowaty | 29 | - |
4.932 | 6.419 |
Die Bewohner einzelner Dörfer hatten zur Kirche einen recht weiten Weg, manche gegen drei Meilen (1 Meile: 7 km).
Man wird dieses verstehen wenn man bedenkt, daß Friedrichshof und Johannisburg ungefähr 5 Meilen voneinander entfernt liegen und daß die dazwischen liegenden Ortschaften entweder der einen oder der anderen Kirche zugeteilt waren. Es bestand demnach ein dringendes Bedürfnis, etwa auf halbem Wege zwischen beiden Kirchen, ein neues Kirchspiel zu errichten.
Aus diesem Grund wurde 1848 in Turoscheln eine neue Kirche gegründet. Vom Kirchspiel Friedrichshof trennte man ab 1. Oktober desselben Jahres 11 Dörfer und 2 Förstereien ab und wies sie dem neuen Kirchspiel Turoscheln zu, nämlich: Czysina, Dziatken, Erdmannen, Groß Kurwien, Heydik, Hirschthal, Karpa, Klein Kurwien, Klein Spalienen, Kreuzofen, Rehthal, Zdunowen und Zimna. Pfarrer und Rektor von Friedrichshof verloren damit einen großen Teil ihres bis dahin bezogenen Einkommens ohne jede Entschädigung.
Obwohl das Kirchspiel räumlich verkleinert wurde, stieg die Einwohnerzahl stetig an. Das Kirchspiel Friedrichshof hatte bei der Zählung vom 1. Dezember 1895 10.739 Einwohner, bestand nun aus 18 Gemeinden mit folgender Verteilune der Konfessionen :
evangl. | kath. | bapt. | jüdisch | |
1. Friedrichshof | 2.186 | 82 | 9 | 43 |
2. Alt Czayken | 252 | 11 | - | - |
3. Neu Czayken | 155 | - | - | - |
4. Borken bei Farienen | 200 | 6 | 9 | - |
5. Gr. Blumenau | 475 | 1 | - | - |
6. Farienen mit Försterei | 1.051 | 7 | 38 | - |
7. Kowalik und Klein Blumenau | 230 | 7 | - | - |
8. Langenwalde und Birkenheide | 556 | 11 | 2 | - |
9. Liebenberg | 854 | 752 | - | - |
10. Lipniak bei Liebenberg | 111 | - | - | - |
11. Groß Puppen | 955 | 17 | 16 | - |
12. Puppen Forstbezirk | 135 | 5 | - | - |
13. Groß Spalienen | 397 | - | - | - |
14. Waldburg | 84 | 8 | 6 | - |
15. Willamowen | 982 | 11 | - | - |
16. Wysokigrund mit Kokosken, Lipniak | 225 | 1 | 67 | - |
17. Wystemp und Försterei Kopitko | 471 | 4 | - | - |
18. Zawoyke | 293 | 14 | - | - |
9.612 | 937 | 147 | 43 |
Im Jahre 1898 wurde eine selbständige Kirchengemeinde in Puppen eingerichtet. Die Grundsteinlegung war am 9. Juli 1903. Die Einweihung erfolgte am 2. April 1905.
Die Geldmittel für diesen Kirchenbau stammten zu einem großen Teil aus einer Sammlung aus Anlaß eines Jubiläums der Hohenzollern. Sie war Kaiser Wilhelm II. zur beliebigen Verwendung geschenkt worden. So stand die Errichtung dieser Kirche unter dem besonderen Protektorat der Kaiserlichen Familie. Zur Einweihung schenkte Kaiserin Auguste Viktoria der Kirchengemeinde eine mit Silber beschlagene Bibel, in die sie eigenhändig eine Widmung geschrieben hatte.
Das preußische Königshaus, aus dem später das deutsche Kaiserhaus hervorging, hatte schon in der Vergangenheit eine besondere Beziehung zur evangelischen Kirche Klein Jerutten: Im Jahre 1802 fand bei Klein Jerutten ein Königsmanöver mit abschließende Truppenparade statt. Die Parade fand im Beisein des preußischen Königspaares Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise statt.
Das Königspaar wohnte drei Tage im neuerbauten Pfarrhaus, beide äußerten sich anerkennend über das neue Gebäude. In dieser Zeit suchten sie auch die kleine Fachwerkkirche auf und verrichteten vor dem Altar ihre Gebete. Noch einmal wurde diese Kirche durch einen hohen Besuch geehrt: Im Gedenken an seine Eltern, besonders an die geliebte Mutter, die im frühen Alter von 34 Jahren verstorben war, besuchte König Friedrich Wilhelm IV. und Königin Elisabeth die Kirche in Klein Jerutten.
In unserer Kirchspielgeschichte haben wir noch eine Verkleinerung des Friedrichshofer Kirchspiels zu verzeichnen. Am 7. Februar 1937 wurde in Liebenberg eine evangelische Kirche eingeweiht. sie wurde in der Nähe der schon bestehenden kath. Kirche, die um 1860 erbaut wurde, erstellt.
Die Bevölkerung in Liebenberg bestand ungefähr zur Hälfte aus ev. und kath. Christen. Noch ein paar Worte zur Einstellung der Menschen zu ihrer Kirche in früheren Zeiten. In ihrem Glauben an Gott fanden sie Halt und Kraft, den schweren Alltag zu bewältigen.
Das ist auch aus einem Brief zu ersehen, den Lina Masannek aus Wilhelmshof nach 1945 geschrieben hat. In diesem Brief schreibt sie u.a.: "Wenn es mir besonders schwer ums Herz wird, dann gehe ich hinters Haus und schaue in Richtung Friedrichshof. Dort sehe ich den Turm unserer Kirche und gleich wird es mir leichter ums Herz. Dann fühle ich mich besonders mit Gott verbunden und weiß, daß er in seiner Güte mir auch weiterhin zur Seite stehen wird."
Dazu muß man wissen, daß Lina Masannek in dieser zeit als einzige Deutsche in der Gemeinde Wilhelmshof unter den Polen lebte. Und so kann man sich gut in sie hineinversetzen wie es ist, wenn man in der Heimat von einem fremden Volk umgeben ist. Lina war eine geborene Trzeziak aus Höhenwerder. Durch Heirat kam sie auf den Abbauhof Masannek nach Wilhelmshof.
Ihr Mann Ludwig ist 1945 bei Danzig gefallen. Mit ihren vier kleinen Kindem ging sie auf die Flucht. Von den Sowjets eingeholt, mußte sie wieder zurück nach Wilhelmshof. Ein Schicksal, wie es so ähnlich viele Ostpreußen erlebt haben. Lina Masannek starb am 15. April 1993 und wurde auf dem Friedhof in Höhenwerder beerdigt
Erich Sadlowski Ortelsburger Heimatbote 2001 S. 163-166
In der Heimatstube der Kreisgemeinschaft Ortelsburg in Herne befinden sich einige Orts-Chroniken.
Bei Fragen hierzu wenden Sie sich bitte per eMail an das Archiv der Kreisgemeinschaft Ortelsburg.
Jubiläumsschrift 350 Jahre Friedrichshof-Wilhelmshof zusammengestellt von Erich Sadlowski 1995
Grußwort
Zum Heimattreffen der ostpreußischen Landsleute aus dem Kirchspiel Friedrichshof grüße ich alle Landsleute namens des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Ostpreußen.
Fünfzig Jahre liegt jetzt der Genozid an den Ostpreußen zurück. Flucht, Verschleppung, Vertreibung, die gewaltsame Austreibung der Ostdeutschen geschah in unterschiedlicher Art und Weise. Sicher ist aber, daß die Menschheitsgeschichte bisher einen Völkermord in diesem Ausmaß noch nicht erlebt hat. Leider wird darüber in der Öffentlichkeit nicht gesprochen, deshalb ist das ganze Ausmaß der Katastrophe, die Ostdeutschland 1945 betroffen hat, bei den nachwachsenden Generationen kaum bekannt. Ich appelliere deshalb an alle Teilnehmer Ihres Heimattreffens, geben Sie Ihre Erlebnisse und Erinnerungen an die Kinder- und Enkelgeneration weiter. Berichten Sie über Flucht und Vertreibung, wie das der Landsmann Erich Sadlowski in seiner Dorfchronik "Wilhelmshof" in dankenswerter Klarheit getan hat. Liebe Landsleute, über 2,5 Mill. Vertreibungsopfer mit Schweigen hinwegzusehen, hieße die Grenze der Charakterlosigkeit zu überschreiten. Landsmannschaftliche Aktivität muß im Jahre 1995 den Vertreibungsopfern gewidmet sein. So soll es auch bei Ihrem Kirchspieltreffen sein.
Sie gedenken bei Ihrem Zusammenkommen auch der Dorfgründungen von Friedrichshof und Wilhelmshof vor rund 350 Jahren. Damit wird ein wenig Vergangenheit erhellt, auf die wir auch heute noch mit Recht stolz sein können. Die deutsche Geschichte umfaßt rund 1200 Jahre. Zu ihr gehört auch die gewaltige kulturleistung der Besiedlung unserer Heimat Ostpreußen. Lassen wir uns das Urteilsvermögen und nationales Empfinden nicht verkleistern! Wir wehren uns, wenn man die deutsche Geschichte auf die gewiß schrecklichen 12 Jahre der NS-Zeit reduzieren will.
Meine Bitte an alle ostpreußischen Landsleute Ihres Heimattreffens; Halten Sie auch weiterhin treu zu unserer landsmannschaftlichen Organisation, der Landsmannschaft Ostpreußen. Unter der Federführurg der LO haben wir in den letzten fünf Jahren in der Heimat viel erreicht. Ostpreußen wird auch zukünftig ein Stück deutsche Identität haben, und wir werden dafür sorgen, daß in der Heimat die deutsche Sprache nicht ausstirbt. Helfen Sie mit, diese beiden Ziele mehr und mehr zu realisieren!
Möge Ihnen ein harmonisches Heimattreffen beschieden sein. In landsmannschaftlicher Verbundenheit grüßt Sie Ihr Wilhelm von Gottberg Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen
Grußwort
Liebe Landsleute aus Friedrichshof und Wilhelmshof
Aus Anlaß des 350. Jahrestages der Gründung der beiden Orte grüße ich im Namen der Kreisgemeinschaft Ortelsburg alle ehemaligen Bewohner in herzlicher, heimatlicher Verbundenheit. Am 28. Mai 1995 versammelten sich in der Patenstadt Wanne-Eickel über 200 Landsleute, um in einer würdigen Feierstunde ihrer Heimat zu gedenken, die in ihrem Herzen unzerstörbar weiterlebt. Mein besonderer Dank gilt dem Vertreter des Landbezirks, dem Landsmann Erich Sadlonwski, für seine unermüdliche und vorbildliche Arbeit für die Ausgestaltung des Treffens und für die Aufbereitung der Geschichte der Heimat.
Das Recht auf Heimat ist ein unveräußerliches und international anerkanntes Menschenrecht. Uns Vertriebenen bleibt die Hoffnung, daß eines Tages in einem vereinten Europa Grenzen überflüssig werden und die Menschen überall friedlich zusammen leben und arbeiten können auch wir oder unsere Nachkommen in unserer ostpreußischen Heimat.
Edelfried Baginski Vorsitzender der Kreisgemeinschaft Ortelsburg
Kirche und Kirchspiel Friedrichshof in alter und neuer Zeit
Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Masurens von Gustav Krahl zusammengestellt von Erich Sadlowski
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Mit dem Verlust unserer ostpreußischen Heimat ist uns vieles verlorengegangen. Hierzu gehören auch schriftliche Unterlagen, die uns persönlich betrafen, wie Geburts- und Taufurkunden, Zeugnisse usw. Aber auch Unterlagen, die das öffentliche Leben betrafen, gehören dazu, wie z.B. Grundbesitz- und Kirchenakten.
Ein Mensch kann nicht ohne seine Geschichte leben. Er kann sie zeitweise verdrängen, vergessen aber irgendwann beginnt er mit der Suche nach seinen Wurzeln. So ist auch die Geschichte der Kirche und des Kirchspiels Friedrichshof ein Beispiel für dieses tiefe menschliche Bedürfnis nach den Fragen der Vergangenheit. Unsere Zeit wird immer schnellebiger, die Informationsflut immer umpfangreicher, und immer mehr gerät in Vergessenheit, was eigentlich nicht vergessen werden sollte: So auch die Geschichte des Kirchspiels Friedrichshof. Diese Chronik ist besonders für die gedacht, die in diesem Kirchspiel gelebt haben, und für die Nachkommen.
Dankbar sind wir dem damaligen Rektor der Friedrichshöfer Schule, Gustav Krahl, daß er die Geschichte des Kirchspiels und der Kirche geschrieben hat. Er hat diese Aufzeichnungen in einer Broschüre verfasst, die 1898 erschienen ist. Gedruckt wurde sie im Verlag Jänicke in Ortelsburg. Von großer Hilfe waren ihm die Friedrichshöfer Kirchenakten. Er hatte Einblick in diese Unterlagen und gewann dadurch viele Erkentnisse von der Gründung des Kirchspiels bis in die Zeit um 1898. So trägt die Broschüre auch den Titel: "Kirche und Kirchspiel Friedrichshof in alter und neuer Zeit."
In dieser Broschüre sind alle Pfarrer, die bis 1898 in der Kirche gewirkt haben, aufgeführt. Um die Liste zu vervollständigen, habe ich auch die Namen der Pfarrer hinzugefügt, die bis zur Vertreibung im Jahre 1945 Stelleninhaber waren.
Bei der Neufassung der Broschüre habe ich bewust die alte Schreibweise übernommen, um dem Leser zu zeigen, wie der Schreibstil in damaliger Zeit war.
Ergänzent wird die Broschüre durch einen Bericht über die Einweihung der neuen Kirche im Jahre 1885, den ebenfalls Gustav Krahl geschrieben hat. Er wurde am 20. Dezember 1885 im Ortelsburger Kreisblatt veröffentlicht.
Erich Sadlowski