Das an der Straße Plohsen-Wallen-Lindenort gelegene Dorf wurde am 30. Juni 1685 gegründet. Nach geretteten Urkunden verließ der damalige Schulze mit einigen anderen Bauern mit seinem Besitz den Ort und ließ den wüsten Acker zurück.
Am 26. Mai 1696 wurde Michael Kobuß beauftragt, die verlassenen Höfe "neu zu besetzen und für die wüst liegenden Hufen neue Ansiedler zu werben".
Die Freijahre und der später zu zahlende Zins wurde, wie auch bei allen in der damaligen Zeit gegründeten Dörfern, festgelegt.
In einem Bericht nach ca. 100 Jahren heißt es, "die Vermögensumstände der Einwohner von dem Ort sind schlecht".
Den Bedarf an Weideflächen deckte das Friedrichsfelder Amt bei der Korpeller Forstseparation 1787-88. Folgende Schatullbauern erhielten Forstländereien erb- und als Eigentum zugesprochen: Andreas Block, Martin Golles, Michael Krause, Michael Murach, Jakob Poelka, Michael Rimeck, Johann Schwidder und noch einige. 1818 betrug die Fläche der Dorfgemeinde 23 Hufen und 14 Morgen. 1835 waren im Dorfe zwei Schatullkölmer, 26 Schatullbauern und drei Eigenkätner vorhanden.
Die Separation war 1875 auf eine Fläche von 1071 ha abgeschlossen, 29 Bauern hatten ihre Höfe in den Außenschlägen angelegt.
Seit den 20er Jahren des Jahrhunderts setzte eine Aufwärtsentwicklung ein. Der Aufbau der Rindviehzucht ging schnell vorwärts. Die betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen für Schweinehaltung lagen in vielen Betrieben des Dorfes günstig, da der Hackfruchtanbau eine ausreichende Futterbasis bot.
Über seine Heimatgemeinde berichtet Emil Bork unter vielen anderen folgendes: Das Dorf, ein Reihendorf, liegt an der Straße Ortelsburg-Fürstenwalde. Die Hälfte der Gehöfte waren Abbauten.
Unsere Bahnstation war Ebendorf. Jeder Besucher, der von weit kam, wurde mit der Kutsche abgeholt, es war für Neugierige immer ein Ereignis. Bis Ortelsburg waren es 8 km. Mittwoch und Sonnabend fuhren Kolonnen von Fuhrwerken aller Art zum Wochenmarkt, noch mehr aber zu den Viehmärkten.
Die Gemeinde gehörte zum Kirchspiel Wilhelmsthal, 5 km entfernt. Diese Kirche wurde 1908 eingeweiht. Vorher gehörte die evangelische Gemeinde nach Klein Jerutten. Auch noch zu meiner Zeit gingen die älteren Leute zur Kirche nach Klein Jerutten.
Die kleine katholische Minderheit ging nach Ortelsburg oder Lindenort zur Kirche.
Die nächste Mühle und ein Sägewerk waren in Ebendorf.
Die Post hatte der Gastwirt Olk, im Kriege hatte Frau Preuß diese übernommen.
Die Polizeistation war in Ebendorf, später in Plohsen. Deutschheide hatte eine zweiklassige Volksschule, wer sich weiterbilden wollte, mußte nach Ortelsburg.
Der letzte Bürgermeister der Gemeinde war Gottlieb Schwidder. Der Gemeindediener war gleichzeitig auch Nachtwächter.
Der Brandmeister der "Freiwilligen Feuerwehr" war August Delatus, später Fritz Nerzak.
Der Kriegerverein wurde in den 30er Jahren aufgelöst. Der Kleinkaliberschützenverein blieb bestehen, in der Zeit des Krieges waren fast alle Mitglieder eingezogen.
Die Jagd von Deutschheide wurde immer an Gemeindeangehörige verpachtet.
Die Pacht betrug meist nur einige Achtel Bier und ein paar Flaschen Schnaps. Da das Auftreiben sich nicht lohnte, wurde dieser Bestand bei den Gemeindeversammlungen vertrunken.
Jahrelang bis zur Vertreibung hatte Paul Masuch die Pacht. Kurz nach dem 1. Weltkrieg hat Wittkowski hier einen Elch geschossen.
Die Hochzeiten im Dorfe waren immer eine Angelegenheit, die jeder mit Freude kommen sah, da wurden auch die Streiche der Jugend übersehen. Der Polterabend war meistens ein Mittwoch. Es mußten die Tannenbäume und Reiser herangeschafft werden, unendlich lange Girlanden wurden geflochten und mit ihnen Torbogen und Hausflur bekränzt. Über dem Torbogen wurde auch das "Herzlich Willkommen" angebracht.
Die Stühle des Brautpaares wurden auch bekränzt und die Räume geschmückt. Bei dieser Arbeit wurde der Schnaps und das Bier probiert, und nach getaner Arbeit wurde bei Musik fröhlich gefeiert und getanzt.
Inzwischen waren die Burschen des Dorfes nicht müßig gewesen, alles Gerümpel, meistens Glas, wurde zusammengetragen, und in der Dämmerung ging der Lärm los. Keiner wollte zurückstehen, sprang auch mal eine Fensterscheibe, es ging weiter.
Trat etwas Stille ein, so kam der Bräutigam mit Flasche und Glas, die Braut brachte volle Teller mit Kuchen, es wurde tüchtig zugelangt. Am Morgen sah man die Bescherung, oft waren es 3 bis 4 Pferdewagen mit Gerümpel, abgesehen von dem abgeschlagenen Putz und der beschädigten Haustür. Das Poltern sollte dem jungen Paar Glück bringen.
Für das leibliche Wohl der zu erwartenden Gäste wurde schon Tage vorher vorbereitet. Meistens wurde bei den Bauern ein junges Rind, ein Schwein und auch Geflügel geschlachtet. Der Metzger kam ins Haus, es mußte eine gute Wurst gemacht werden und der Braten im Backofen zubereitet werden.
Die Frauen backten den Kuchen und eine Unmenge Torten. Der Brautvater sorgte für die Getränke, die immer auch noch für eine Nachfeier reichten.
Schon am Vormittag des Hochzeitstages trafen die ersten Gäste ein und wurden mit einem Trunk begrüßt. Dann wurde das Geschenk überreicht, dafür war ein besonderer Raum freigemacht.
Ein Bruder oder ein naher Verwandter der Braut mußte jetzt die Jugend zu Paaren zusammenstellen, das war eine undankbare Aufgabe, weil die Mädchen sich oft einen anderen für den Gang zur Kirche gewünscht hätten.
Vor der Fahrt zur Kirche hielt meistens der Lehrer eine kurze Ansprache. Danach nahmen die Paare in den Kutschwagen Platz, ängstlich die Mädchen um die schönen Kleider besorgt, daß sie nicht zerknüllten.
In der langen Reihe der Kutschen war die mit dem Brautpaar die letzte. Vor der Kirche stellten die Paare ein Spalier bis in die Kirche.
Der Pfarrer holte das Brautpaar ab, ihm schloß sich das Brautführerpaar an. Alle anderen Paare folgten bis zum Altar.
Nach der Trauung ging das Brautpaar als erstes aus der Kirche, um zuerst abzufahren. Der Kutscher mußte nun die Pferde antreiben, das Brautpaar durfte sich nicht überholen lassen. Bei der wilden Jagd zurück zum Hochzeitshaus landeten oft manche im Straßengraben.
Zuhause waren die Tische mit vielen Torten und Kuchen gedeckt. Alles nahm Platz, nachdem auf das junge Paar ein passendes Sprüchlein vorgetragen war, ging es ans Schmausen.
Mit der Zeit tauten die Gemüter auf, und manche mehr oder weniger harmlosen Scherze wurden zum Besten gegeben.
Erst nach dem Abendbrot wurde das Tanzbein geschwungen. Auch die Gläser wurden reichlich geleert, keiner kam zu kurz.
Um zwölf Uhr nachts gab es ein warmes Essen, da wurden müde Geister munter. Fröhlich ging es durch bis zum Freitagmorgen.
Viele Gäste blieben bis zum nächsten Tag, und als endlich Ruhe war, war die Woche zu Ende.
Der Friedhof von Deutschheide lag mitten im Wald, an der Straße Fürstenwalde-Ortelsburg, in der Nähe der Gemarkung Plohsen. Vom Dorf bis dahin waren es 2 km.
War ein Toter im Haus zu beklagen, so kam ein Nachbar oder Nachbarin zu Hilfe, um den Verstorbenen zu waschen und anzukleiden. Meist hate der oder die Tote die besten Kleider an; Anzug oder Kleid.
In der warmen Jahreszeit wurde die Leiche auf Sand gelegt und am Tage des Begräbnisses in den Sarg gelegt. Das Gesangbuch in den gefalteten Händen, hatte der Verstorbene etwas, woran er besonders hing, wurde es ebenfalls in den Sarg gelegt.
Solange der Tote im Haus war, kamen jeden Abend Nachbarn und Bekannte, um zu beten und Trauerlieder zu singen. Am Tage der Beerdigung kamen die Verwandten und Freunde aus der Umgebung zusammen, um dem Verstorbenen das letzte Geleit zu geben. Aus dem Dorf selbst ging mindestens immer jemand mit.
Inzwischen war der Pfarrer abgeholt worden, der vor den versammelten Trauergästen die Trauerpredigt und die Ausführung hielt. Vom Trauerhaus bis zum Friedhof ging alles zu Fuß. Dem Zug voran wurde der Sarg auf einem mit Tannen und Kränzen bekleideten Wagen gefahren. Während der Fahrt wurden Trauerlieder gesungen. Am Friedhofstor traten die Träger vor, um den Sarg bis zur Gruft zu tragen. Schweigend folgt die Trauergemeinde.
Nachdem der Sarg in die Grube herabgelassen war, sprach der Pfarrer die letzten Worte für den Toten, und ein gemeinsames Gebet beendete die Trauerfeier. Falls der Tote Vereinen angehört hatte, sprach dessen Vorstand ein paar Worte des Gedenkens.
Nachdem das Grab zugeschüttet war, kamen die Kränze darauf, dies geschah, solange noch die Trauernden dabei waren.
Nach der Beerdigung begaben sich die geladenen Gäste ins Trauerhaus. Dort wurde nun gefeiert, fast wie bei der Hochzeit, nur ohne Spiel und Tanz. Die Verwandten, die einen weiten Weg hatten, fuhren erst am nächsten Mittag nach Hause. Zuvor wurden noch die Nachlaßsachen verteilt.
Ortelsburger Heimatbote 1985 S. 59-64