Gemeinde Bärenbruch   Kirchspiel Wilhelmsthal (Gawrzyalken)

Wer erinnert sich noch? – Lehrer Christoph Nowoczin – Sein Wirken in Bärenbruch und im Kreise Ortelsburg:
Der in Lipowitz/Lindenort gebürtige Bauernsohn Christoph Nowoczin – Philosoph im Bauernrock – amtierte von 1904-1927 als Volksschullehrer in Bärenbruch. Einige Jahre bekleidete er auch das Amt des Standesbeamten von Wilhelmsthal. – In den 20er Jahren war er Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses des Landkreises Ortelsburg. – Landrat des Kreises Ortelsburg war Herr von Poser. Welch ein Erlebnis waren die "Jutrnzias" – Frühpredigten – in der Weihnachtsnacht in der Schule von Bärenbruch mit Krippenspiel und Weihnachts-Evangelium? – Die Kerzen schmolzen in der überfüllten Schule. – Für jung und alt war es Tradition und Erlebnis zugleich, an der "Jutrznia" in Bärenbruch dabeizusein. – Sie kamen von nah und fern. Bei Morgengrauen kehrten viele Leute noch im Gasthaus Rzadkowski ein und es entwickelte sich aus diesem Treffen so mancher Bund für das ganze Leben.

Zu fast jeder Hochzeit, Kindtaufe und Begräbnis war Lehrer Christoph Nowoczin eingeladen. – Das Brautpaar wurde mit einer entsprechenden Rede "ein- und ausgeführt" – die Totenrede wurde von Lehrer N. im Hause gehalten.

Die alten Leute, für welche "Ihr" Lehrer Nowoczin in der Kirche von Gawrzyalken/Wilhelmsthal Lesegottesdienste vom Altar aus in masurischer Sprache gehalten hat, sind nicht mehr unter uns Lebenden. Wenn Nowoczin vom Altar aus predigte, war die Kirche voll.

Wo sind ihre Kinder und die Schüler von Nowoczin geblieben und wie war ihr Schicksal?:
Die Bastek's, Kalina's, Kalinowski's, Roskowski's, Jabubzik's, Puzicha's, Dorka's, Jerosch's, Redemund's, Podschadly's, Olbrich's, Rzadkowski's, Baran's, Kapteina's? usw.

Gotthold Nowoczin, als letzter noch lebender Sohn von Lehrer Christoph Nowoczin, war 1974 fast acht Wochen in Ost- und Westpreußen. Bärenbruch wurde mehrere Male besucht. – In der Schule standen noch die alten Schulbänke. – Die Kirche von Gawrzyalken/Wilhelmsthal ist gut gepflegt – einzelne Einschüsse am Christusbild-Fenster errinnern an den Zweiten Weltkrieg. – Gotthold Nowoczin machte Fotos vom Altar, wo sein Vater oft Gottesdienste abgehalten hat sowie auch Bilder von der Sakristei, wo er in seiner Jugend am Religions-Unterricht teilgenommen hat.

Wo kamen die Namensträger Nowoczin her und wie war ihr Wirken in Ostpreußen? – Es waren Bauern, Lehrer, Geistliche, Offiziere, Kaufleute, Ärzte usw.

Laut Bauernlisten aus dem Fürstbistum Ermland – Kammeramt Wartenburg werden u. a. Georg Nowoczyn und Thomas Nowoczyn von 1666-1688 beim Edlen Herrn Maluk genannt. Nowoczin's fand man z. B. in Friedrichshof, Liebenberg, Kannwiesen, Wyseggen, Wawrochen/Deutschheide, Meuschaken, Allenstein, Wuttrienen, Ortelsburg, Danzig, Oliva usw.

Gotthold Nowoczin – Höhenweg 19, – 7320 Göppingen/Württ. ist im Besitz einer interessanten Forschung über die Namensträger Nowoczin. – Diese Forschung stützt sich u. a. auf
Lit.: 1. Prof. Dr. Hesselmann: Die Sprache der alten Preußen. - G. Reimer-Verlag, Berlin 1845,
2. Prof. Dr. Helmut Trautmann: Die altpreußischen Personennamen. - Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1925.

Gotthold Nowoczin ist für jeden Kontakt eines Namensträgers dankbar - insbesondere aber würde er sich über Lebenszeichen von früheren Bärenbruchern freuen. In diesem Sommer will N. wieder für einige Wochen in das schöne unvergessene Masuren.

Gotthold Nowoczin   Ortelsburger Heimatbote 1978   S. 43-44